Thema des Tages

17-02-2021 10:20

ARVIN und BELREM pusten den Frühling nach Deutschland

Auf eisige Kälte folgt der milde Frühling - ein Februar der
Gegensätze! Nachdem der Tiefdruckmotor auf dem Atlantik wieder auf
Hochtouren läuft, können sich stabile Hochdruckgebiete nur noch
schwer länger halten.

Lange Zeit dominierte hoher Luftdruck über Skandinavien auch das
Wetter in Deutschland, indem es atlantische Tiefs blockierte und von
Osten arktische Polarluft ins Land schickte (vgl. Thema des Tages vom
09.02. und 13.02.). Doch nun haben die Tiefdruckgebiete auf dem
Atlantik so viel Fahrt aufgenommen, sodass die Kraft ausreichte, das
blockierende Hoch nach Osteuropa abzudrängen. Als Folge war nun der
Weg nach Mitteleuropa für die Atlantiktiefs wieder frei.

Am heutigen Mittwoch wirbeln beispielsweise die Tiefs YUKON bei
Island, ZAID westlich von Schottland und ARVIN über dem Ostatlantik
und bilden zusammen einen großräumigen Tiefdruckkomplex, der von
Grönland bis vor die Küste der Iberischen Halbinsel reicht.
Gleichzeitig positionierte sich über dem zentralen Mittelmeerraum
hoher Luftdruck, der immer wieder auch nordwärts bis nach
Mitteleuropa vorstößt, sodass sich zwischen den Tiefs und dem hohen
Luftdruck eine Warmluftdüse aus den subtropischen Breiten
Südwesteuropas bis nach Deutschland einstellte (vgl. Graphik).

Da die beschriebene Luftdruckverteilung auch in den nächsten Tagen
Bestand hat, bleibt auch die Zufuhr milderer Luft aus Südwesteuropa
ungebrochen. Mit Annäherung eines kräftigen Tiefs, das auf den Namen
BELREM getauft wurde, sowie durch die Entwicklung eines Randtiefs auf
BELREMS Südflanke, kann sich die Südwestströmung zum Wochenende sogar
nochmals verstärken. Dies hat zur Folge, dass nach derzeitigen
Berechnungen im Südwesten lokal die 20 Grad Marke in den Fokus gerät
und damit mittelfristig der Frühling ausrufen wird. Der Februar wird
demnach ein Monat der Gegensätze. Dies wird auch bei Betrachtung
potentieller Dekaden- oder Monatsrekorde ersichtlich. So wurden in
der ersten Februarhälfte an einigen Stationen wie z.B. in Sontra
(-25,6°C) oder Bad Berka (-24,1°C) neue stationsbezogene
Februarrekordtiefstwerte beobachtet, die nun am Samstag Höchstwerten
von rund 20 °C im Südwesten gegenüberstehen. Zur Einordnung können
dann die Dekadenhöchstwerte dienen, wonach in der zweiten
Februardekade das höchste Maximum von Müllheim (BW) mit 21,5°C aus
dem letzten Jahr stammt. Auf den Plätzen folgen Freiburg mit 21,2°C
und Schopfheim mit 20,7°C jeweils aus dem Jahr 1958.

Schauen wir uns die Prognosen des Europäischen Zentrums für
mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) genauer an, so spricht
derzeit bis Ende Februar nur wenig für ein Wintercomeback.
Stattdessen sollen sich nach heutigem Stand die Höchsttemperaturen
auf einem zweistelligen Niveau einpendeln. Damit würden die bisher
negativen Temperaturabweichungen bezüglich des vieljährigen Mittels
aus der ersten kalten Februarhälfte zunehmend abgebaut. Aber man
sollte niemals nie sagen. In manchen Jahren, wie z.B. 2013, hatte der
Winter durchaus einen langen Atem. Aber zunächst können wir erst mal
die teilweise sonnigen Tage mit einem frühlingshaften Touch genießen.


Vorsicht gilt jedoch bei der Kleidungswahl! Auch wenn die Tage nun
freundlich und mild ausfallen, können die Nächte bei Aufklaren weiter
frostig kalt sein. Während tagsüber also manchmal ein mehr oder
weniger dünner Pulli ausreicht, ist nachts in vielen Regionen eine
dickere Jacke wohl weiter notwendig. Somit kommt wohl der sogenannte
Zwiebellook wieder in Mode.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.02.2021

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