Thema des Tages

21-02-2021 11:20

Durch Vorfrühlingswetter geht es der Schneedecke an den Kragen


Vom Hochwinter in den Vorfrühling innerhalb kurzer Zeit - dieser
Vorgang vollzog sich in den vergangenen Tagen. Die gebietsweise
üppige Schneedecke schmolz rasch dahin. Ein Vergleich der aktuellen
Situation mit dem vergangenen Sonntag wird im heutigen Thema des
Tages behandelt.


Am vergangenen Sonntag (14.02.2021) war in Deutschland noch
Hochwinterwetter angesagt. Die Höchstwerte bewegten sich in vielen
Landesteilen noch unter dem Gefrierpunkt. Nur im Norden und Westen
wurden bereits zarte Plusgrade erreicht. Außerdem lag verbreitet
Schnee und die Schneedecke erreichte, besonders in einem Streifen vom
Münsterland bis zum westlichen Erzgebirge sowie an der Ostseeküste,
mit verbreitet 20 bis 50 cm im Flachland durchaus stattliche Höhen.
Beispielsweise wurden am Sonntagmorgen in Donndorf nordöstlich von
Erfurt 49 cm und in Salzgitter 43 cm gemessen. Auch in
Ribnitz-Damgarten östlich von Rostock wurden 34 cm gemessen (siehe
Grafik unter: https://bit.ly/3k5qUFq, linke Seite). Verantwortlich
für die deutschlandweite Schneedecke war im Binnenland vor allem eine
Luftmassengrenze, die mehrere Tage lang gebietsweise heftige
Schneefälle auslöste. Nachfolgend konnte der Schnee durch
einfließende Polarluft arktischen Ursprungs konserviert werden (siehe
auch: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/2/8.html und
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/2/7.html). An der
Ostsee sorgte der sogenannte "Lake-Effekt" regional für eine üppige
Schneedecke.

Auch wenn diesen Sonntag ganz andere Wetterbedingungen vorherrschen,
so gibt es doch eine Verbindung zum letzten Sonntag. Dies ist der
nahezu landesweite Sonnenschein. Brauchte man allerdings letzte Woche
noch Schal, Mütze und eine dicke Jacke um sich im Freien zu bewegen,
so kann man sich heute tagsüber in manchen Landesteilen sogar im
T-Shirt in der Natur bewegen und die durchaus schon kräftige Sonne
genießen. Der Unterschied der Höchstwerte zwischen dem letzten und
diesem Sonntag beträgt beachtliche 15 bis 20 Grad. Verursacher des
Wetterumschwungs von recht kalt zu sehr mild war die Änderung der
Großwetterlage und der Anströmung. Während am letzten Wochenende noch
eine nördliche bis östliche Strömung vorherrschte, befinden wir uns
nun an der Nordwestflanke eines Hochdruckgebietes über Südosteuropa
und somit im Zustrom ungewöhnlich milder Luftmassen aus Süden.

Verbunden mit der sehr deutlichen Milderung ist auch ein recht
rasches Abtauen der Schneedecke. Obwohl es kein größeres
Niederschlagsereignis in den vergangenen Tagen gab, schmolz die
Schneedecke im Flachland mehrheitlich ab. Heute Morgen fanden sich
daher lediglich über der Mitte des Landes noch Schneereste (in der
Grafik mit FL markiert) oder eine wenige Zentimeter dicke
Altschneedecke. Nur in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen
sowie in den höheren Lagen der Alpen liegt noch deutlich mehr Schnee
(siehe Grafik unter: https://bit.ly/3k5qUFq, rechte Seite). Doch auch
dort geht es der Schneedecke zunehmend an den Kragen, denn es bleibt
in den Folgetagen ungewöhnlich mild und selbst im Bergland steigen
die Temperaturen auf 10 bis 14 Grad an. Da Niederschläge nicht in
Sicht sind und auch der Wind nicht allzu stark weht, geht das Abtauen
nicht sonderlich schnell vonstatten. Die Flüsse sollten das
abfließende Tauwasser also meist problemlos aufnehmen können und es
droht kein größeres Hochwasser.


Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2021

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