Thema des Tages

01-03-2021 08:50

Die Trägheit im Frühling

Die Tage werden wieder länger, die Kraft der Sonne nimmt stetig zu
und mit unserer Laune geht es nach den kalten Wintertagen ebenfalls
wieder steil bergauf. Dann schlägt sie wieder zu, die
Frühjahrsmüdigkeit.

Nach den kalten und grauen Wintertagen freuten sich sicherlich viele
über die Sonne und Wärme der vergangenen beiden Wochen. Wie in jedem
Jahr steigt dann die Vorfreude auf den Frühling, wenn die Natur aus
ihrem Winterschlaf erwacht und wieder zu Hochleistungen aufläuft. Bis
Ende April kehren dann Abermillionen Zugvögel zurück in unsere
Breiten, die balzenden Herren der Schöpfung stimmen ein herrliches
Konzert im heimischen Garten oder im öffentlichen Park an und die
Winterschläfer "kriechen ebenfalls aus ihren Federn". Vielleicht
nicht alle: Der Siebenschläfer kann da nur müde lächeln und dreht
sich bis Mai, teilweise sogar bis in den Juni lieber noch einmal in
seiner Erdhöhle um.


Auch wenn die Natur im Frühling bunter wird und sich unser
Gemütszustand mit jedem weiteren wärmenden Sonnenstrahl bessert, so
spüren viele statt eines Energieschubs eher die große
Frühjahrsmüdigkeit. Dann würde man sich lieber wieder zurück auf die
Couch kuscheln, ist etwas wetterfühliger als sonst oder leidet unter
Stimmungsschwankungen. In Einzelfällen können die Symptome auch
stärker ausfallen. Tagsüber macht sich dann eine intensive
Schläfrigkeit breit, in den Nächten treten Schlafstörungen auf.
Weiterhin sorgen Kopfschmerzen, Gereiztheit, Konzentrationsschwächen
oder sogar Kreislaufprobleme für Unmut.


Die Frühjahrsmüdigkeit ist weit verbreitet. Häufig trifft es
besonders Wetterfühlige, Ältere oder Menschen mit einem niedrigeren
Blutdruck. Auch Frauen spüren das Phänomen gewöhnlich häufiger als
Männer. Es gibt jedoch nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen
dazu, weshalb die genauen Ursachen noch nicht hinreichend bekannt
sind. Darüber hinaus sehen die Wissenschaftler auch gar keine
Möglichkeit, die Frühjahrsmüdigkeit zu messen.


Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Krankheit, sondern
vielmehr um eine durch Jahreszeiten- bzw. Klimawechsel hervorgerufene
Erscheinung. Evolutionsbedingt läuft unser Körper im Winter auf
Sparmodus, aufgrund der kürzeren Tage schlafen viele im Durchschnitt
etwas länger und unser Hormonhaushalt stellt sich quasi auf
"Winterschlaf" ein. Wenn sich im Frühjahr dann die Temperatur erhöht,
weiten sich unsere Blutgefäße und der Blutdruck fällt ab, was zu
Müdigkeit oder Kreislaufproblemen führen kann. Zudem stellt auch
unser Hormonhaushalt auf "Aufwachen" um. Aufgrund der zunehmenden
Lichtintensität und der längeren Tage wird das stimmungsaufhellende
Hormon Serotonin verstärkt ausgeschüttet, gleichzeitig wird die
Produktion des "Schlafhormons" Melatonin gedrosselt. Unser
Hormonhaushalt gerät also kurzzeitig durcheinander, was ebenfalls
ermüdend auf unseren Körper wirkt.


Wenngleich die genauen Ursachen noch nicht vollständig bekannt sind,
so kann man doch die Symptome der Frühjahrsmüdigkeit bekämpfen.
Bewegung an der frischen Luft und Sport kurbeln den Kreislauf an. Das
Tageslicht spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es fungiert als
eine Art "biologischer Wecker". Wem das nicht reicht, der bringt das
eigene Blut zusätzlich mit Wechselduschen oder einem Saunabesuch ins
Wallen. Außerdem raten Experten auf ausreichende Flüssigkeitsausnahme
und frische, nährstoffreiche Kost mit viel Obst, Gemüse,
Getreideprodukten sowie Hülsenfrüchten zu achten.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.03.2021

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