Thema des Tages

05-03-2021 09:20

Zyklone MARIAN und NIRAN


Tropische Stürme sind um diese Jahreszeit in den Seegebieten rund um
den nördlichen australischen Kontinent nichts Ungewöhnliches. Derzeit
sind dort die Zyklone MARIAN im südlichen Indischen und NIRAN im
südlichen Pazifischen Ozean aktiv.

Während wir auf der Nordhalbkugel bereits den meteorologischen
Frühlingsbeginn am 01. März vollzogen haben und auch der
kalendarische am 20. März nicht mehr lange auf sich warten lässt,
steuert die Südhalbkugel hingegen dem Herbst entgegen. In dieser Zeit
sind in den Regionen südlich des Äquators etwa zwischen 5° und 20°
südlicher Breite durch warme Meeresoberflächentemperaturen und ein
feuchtes Klima die Bedingungen für die Bildung von Tropischen Stürmen
besonders günstig. Insgesamt dauert die Saison für Tropische Stürme
auf der Südhalbkugel von November bis Ende April, wobei im Monat März
klimatologisch gesehen die Häufigkeit für diese am größten ist.
Aktuell liegt dabei das Augenmerk auf den zwei namentlichen
Tropischen Wirbelstürmen Nummer 5 und 6 der laufenden Saison im
australischen Sektor: MARIAN und NIRAN. Zyklon MARIAN ist derzeit im
Indischen Ozean etwa 2000 km westlich von Australien zu finden und
entstand am 23. Februar als tropisches Tief etwa 540 km nordwestlich
der australischen Küstenstadt Broome (im Norden Westaustraliens). In
den nachfolgenden drei Tagen verstärkte er sich zu einem Tropischen
Zyklon. Auf seiner west-südwestlichen Zugbahn über den Indischen
Ozean intensivierte sich MARIAN zum Monatswechsel rasch auf die
Kategorie 2, vorübergehend auch auf Kategorie 3 der Saffir-Simpson
Skala. Dabei wies MARIAN ein gut definiertes wolkenfreies Auge auf,
das von intensiver Konvektion umgeben war (siehe Abbildung 1:
Satellitenbild von MARIAN vom 02.03.2021 um 6 UTC). In diesem Stadium
wurden maximale Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 km/h geschätzt.
Ab dem 2. März schwenkte MARIAN südwärts und schwächte sich
sukzessive zum Tropischen Sturm ab. Über das bevorstehende Wochenende
verliert er weiter an Kraft und wird voraussichtlich am Sonntag nur
noch als Tropische Depression auf den Wetterkarten auftauchen. Da
MARIAN fern von jeglichen größeren Inselgruppen aktiv war und ist,
sind größere Schäden glücklicherweise ausgeblieben.
Vom Indischen Ozean machen wir einen Sprung von etwa 6000 km ostwärts
in die Korallensee vor der Nordostküste Australiens, welche das
berühmte Great Barrier Reef beherbergt. Die Geburtsstätte von NIRAN
als Tropisches Tief lag am 27. Februar etwa 270 km nordöstlich der
Stadt Cairne. Zwischen einem äquatorialen Höhenrücken und einem
weiteren Hoch über Australien weilte NIRAN zu Wochenbeginn zunächst
relativ stationär in seinem Entstehungsgebiet und verstärkte sich
langsam zu einem Tropischen Zyklon der Kategorie 1. Dennoch brachten
seine ihn umgebenden konvektiven Niederschlagsbänder innerhalb von 24
Stunden am Dienstag entlang der Nordostküste Niederschlagsmengen von
beachtlichen 220 bis 280 mm. Hinzu kamen Windböen von etwa 100 km/h.
Am gestrigen Donnerstag nahm die Intensivierung von NIRAN bei
Meeresoberflächentemperaturen von etwa 30 Grad und geringer
vertikaler Windscherung deutlich an Fahrt auf, womit Kategorie 3
rasch erreicht wurde. Außerdem sorgte nun der äquatoriale Höhenrücken
dafür, dass das System langsam nach Südosten in die offenere
Korallensee gedrückt wurde. Zyklon NIRAN wird schließlich am heutigen
Freitag Kategorie 4 erreichen. Maximale Windböen von bis zu 280 km/h
werden dabei im Kernbereich erwartet. Glücklicherweise befindet sich
NIRAN inzwischen etwa auf halben Weg zwischen Australien und
Neukaledonien weit weg von jeglichem Land (siehe Abbildung 2:
Satellitenbild von NIRAN am 05.03.2021 um 06 UTC).
NIRAN bleibt dennoch ein gefährlicher Zyklon der Kategorie 3, wenn er
am Samstag mit seinem Kern - je nach Zugbahn - knapp südlich der
Westküste von Neukaledonien entlang zieht (siehe Links zu den
Zugbahnprognosen vom Joint Typhoon Warning Center und dem Australian
Bureau of Meteorology). Neben heftigem Regen von 70 bis 130 mm in
relativ kurzer Zeit, werden Orkanböen von 100 bis 150 km/h, in den
Küstenregionen teils um 200 km/h erwartet. Um Neukaledonien herum
wird NIRAN bei seiner Passage voraussichtlich für Wellenhöhen von
etwa 10 bis 15 m verantwortlich sein. Die Auswirkungen von NIRAN
werden auch weiter nördlich von Neukaledonien im Inselstaat Vanuatu
zu spüren sein. Dort werden neben intensiven Regenfällen auch
signifikante Wellenhöhen um 5 bis 10 m erwartet.
NIRAN kommt allerdings allmählich eine weniger günstige
Entwicklungsumgebung. Durch zunehmende vertikale Windscherung und
kältere Meeresoberflächentemperaturen schwächt er sich in der Folge
allmählich ab und beginnt sich im weiteren Verlauf des Wochenendes
südöstlich von Neukaledonien in ein außertropisches Tief umzuwandeln.



M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.03.2021

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