Thema des Tages

07-03-2021 10:50

Erster Sturm des Jahres

Zum Donnerstag, den 11.03.2021, deutet sich eine recht flächige
Sturmlage über Deutschland an. Welche Faktoren die Heftigkeit des
Sturms bei uns ggf. beeinflussen, soll hier kurz dargelegt werden.

Am letzten Donnerstag (04.03.2021) traten doch recht häufig Gewitter
vor allem in der Mitte Deutschlands auf, die teils von Graupel oder
kleinem Hagel sowie kleinräumig auch stürmischen Böen um 70 km/h
begleitet waren. Diese vom Charakter und der Intensität her eher
winterliche Gewitter läuteten bereits die Gewittersaison in
Deutschland ein.

Nun deutet eine lebhafte Westströmung über dem Nordatlantik darauf
hin, dass sich in den nächsten Tagen eine veritable Sturmlage über
Teilen West- und Mitteleuropa entwickeln kann. Klar, der Monat März
ist in den nördlichen Breiten klimatologisch gesehen noch ein
Wintermonat. Andererseits endet im März die Polarnacht dort, und die
Strahlungserwärmung vor allem der Landmassen, verzögert auch der
Atmosphäre und Meeresoberflächen in den mittleren Breiten, macht
erste Fortschritte. Dadurch erhöhen sich grob gesagt die
Süd-Nordkontraste bei der Temperatur und beim Luftdruck. So sind die
Grundvoraussetzungen bzw. auch die Erfordernisse gegeben, diese
Gegensätze irgendwie abzubauen. Dies geschieht in der Natur am
effektivsten und schnellsten über die Turbulenz. Der aufmerksame
Leser ahnt bereits, worauf diese Anspielung hinausläuft. Ja, die
Neigung zu vorübergehend stürmischen Zeiten im
atlantisch-europäischen Raum ist daher nicht untypisch für den Monat
März.

Rechtzeitig zur Wochenmitte etabliert sich nun ein kräftiger
Tiefdruckkomplex zwischen den Britischen Inseln und Island. Um dieses
zentrale Drehzentrum sollen mehrere kleinräumige Tiefs herumgesteuert
werden, die idealen Nährboden für ihre Vertiefung (eins davon mit
prognostiziertem Kerndruck von rund 960 hPa am Donnerstag,
11.03.2021, 12 Uhr UTC) am Rande einer straffen Frontalzone weit
draußen auf dem Atlantik finden. Jetzt kommt die entscheidende Frage
für uns hier in Mitteleuropa. Wo erreicht einer dieser kleinen und
flotten Tiefs (daher auch Schnellläufer genannt) seine stärkste
Ausprägung?

Derzeit sieht es so aus, als ob die Zugbahnen etwas nördlicher bzw.
nordwestlicher in Richtung Nordmeer verlaufen. Das würde bedeuten,
dass der stärkste Druckgradient und damit stärkste Wind nicht gerade
bei uns auftritt. Ursache dafür ist hoher Luftdruck, der sich im
Vorfeld von Mitteleuropa bis nach Skandinavien aufbaut und an dem die
stärksten Entwicklungen herumgeleitet werden bzw. zunächst auch etwas
abprallen. Nichtsdestotrotz wird der hohe Luftdruck im Verlauf nach
Osten abgedrängt und die Strömung glättet sich bei uns mit eher
westlicher Grundströmung.

Entwarnung ist damit auch nicht gemeint, zumindest liegen wir
weiterhin im Randbereich der Tiefdruckgebiete über dem Ostatlantik
und Südskandinavien. Für den Donnerstag (11.03.2021) bedeutet das für
Deutschland mit Ausnahme des Ostens und Südostens recht flächig Böen
der Stärke Bft 8 bis 9 (35 bis 45 Knoten bzw. rund 65 bis 85 km/h).
Im Westen und Nordwesten sind auch häufiger Böen der Stärke Bft 9 bis
10 (45 bis 55 Knoten bzw. rund 85 bis 100 km/h), bevorzugt im
Nordseeumfeld vereinzelt auch orkanartige Böen der Stärke 11 (57 bis
60 Knoten bzw. etwa 105 bis 110 km/h) möglich. Im höheren Bergland
dagegen sind orkanartige Böen und Orkanböen der Stärke Bft 11 bis 12
(56 bis über 65 Knoten bzw. 105 bis über 120 km/h) zu erwarten.

Nähere Infos hierzu finden Sie in der beigefügten Grafik (Prognose
des ICON-Modells des DWD für Donnerstag, 11.03.2021, 15 Uhr UTC.

So stellt sich die Lage bisher dar, weitere Updates zum Thema werden
folgen.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.03.2021

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