Thema des Tages

11-03-2021 10:50

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm ...

... so könnte man das Wetter der kommenden Tage in einem Satz
zusammenfassen. Eine etwas ausführlichere Beschreibung der Wetterlage
wird Ihnen aber natürlich nicht vorenthalten.

Während am heutigen Donnerstag das Sturmtief KLAUS vor allem der
Nordwesthälfte von Deutschland einen stürmischen Tag beschert (siehe
auch Thema des Tages vom Vortag), wird heute südlich von Grönland ein
kleines Wellentief geboren, welches eingebettet in die aktuell
kräftige westliche Strömung rasch nach Osten wandert und sich bis
Samstag zu einem neuen Sturmtief mausert. Dabei handelt es sich um
einen klassischen Schnellläufer. Über dem Nordmeer hat sich bereits
ein kräftiges Zentraltief etabliert, an dessen Südseite große
Druckunterschiede herrschen. Diese verursachen eine lebhafte
westliche Strömung - die typische Westwetterlage der mittleren
Breiten. In dieser westlichen Grundströmung bilden sich wiederholt
kleine Wellenstörungen, die für eine weitere Verschärfung der
Druckunterschiede sorgen und damit auch eine Verstärkung des Winds
zur Folge haben. Diese Wellenstörungen verlagern sich wie auf einer
West-Ost verlaufenden Autobahn rasch nach Osten, weshalb man sie in
der Meteorologie eben etwas salopp als Schnellläufer bezeichnet.

Aber was bedeutet das nun für unser Wetter in Deutschland? Der erste
Schnellläufer an der Südseite von Sturmtief KLAUS zieht heute
nördlich von Deutschland ostwärts und ist für den heutigen
stürmischen Tag verantwortlich, wobei der Sturm im Nordwesten am
stärksten ist. In Verbindung mit Schauern und Gewittern sowie an der
Nordsee sind selbst orkanartige Böen möglich. Am Abend und in der
Nacht zum morgigen Freitag lässt der Wind aber schon wieder deutlich
nach. Allerdings kommt es vor allem in den mittleren Landesteilen
noch zu Schauern und Gewittern, die örtlich starke bis stürmische
Böen und Graupel bringen können.

Morgen (Freitag) beruhigt sich das Wetter erst einmal. Letzte Schauer
ziehen ostwärts ab und es kommt zwischen den Quellwolken auch
häufiger mal die Sonne zum Vorschein, vor allem im Südosten
Deutschlands. Der Wind weht aber weiterhin lebhaft, an den Küsten
auch stark und es muss generell mit starken bis stürmischen Böen
gerechnet werden. Am Nachmittag kommen im Westen und Nordwesten aber
schon die nächsten schauerartigen Regenfälle auf, auch einzelne
Gewitter können wieder mit dabei sein. In deren Umfeld kann es
kleinräumig wieder (schwere) Sturmböen geben.

Interessanter wird es aber erst am Samstag, wenn der oben
beschriebene nächste Schnellläufer Deutschland in Beschlag nimmt und
uns wieder Sturm bringt. Ähnlich wie am heutigen Donnerstag zieht
zunächst ein schauerartiges Regenband ost- und südwärts über uns
hinweg, danach geht das Ganze von Westen her in Schauer über und auch
Graupelgewitter sind wieder mit von der Partie. Dazu frischt erneut
der Wind ordentlich auf. Anders als am heutigen Donnerstag ist dann
auch der Süden vom Sturmfeld betroffen. Landesweit muss also mit
stürmischen Böen und Sturmböen gerechnet werden und in Verbindung mit
kräftigen Schauern und Gewittern sind auch wieder einzelne schwere
Sturmböen mit dabei. Noch höhere Windgeschwindigkeiten sind aus
heutiger Sicht aber eher unwahrscheinlich. Zusammenfassend kann man
also sagen, dass am Samstag das Sturmfeld über Deutschland zwar
großflächiger ist, die absoluten Windspitzen aber voraussichtlich
etwas schwächer ausfallen werden als heute.

Und wie geht es danach weiter:

In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag tagsüber setzt sich das
Schauerwetter mit Regen- und Graupelschauern fort, in Hochlagen sind
auch Schneeschauer dabei. In der Nacht kann es vorübergehend bis auf
300 bis 500 m herab Schnee- und Schneeregenschauer geben. Der Wind
ist weiterhin ruppig mit starken bis stürmischen Böen, aber nicht
mehr so kräftig wie am Samstag.

In der kommenden Woche geht der strammen Westlage dann die Puste aus.
Über Westeuropa etabliert sich ein Hoch, sodass die Strömung auf
nordwestliche bis nördliche Richtungen dreht. Damit wird nochmals ein
Schwall polarer Kaltluft nach Deutschland geführt, sodass die Schauer
wieder bis in tiefere Lagen in Schnee übergehen - der Spätwinter
lässt grüßen. (Für eine Schneedecke wird es aber voraussichtlich
höchstens in mittleren bis höheren Lagen oberhalb von 400 bis 600 m
reichen.)


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.03.2021

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