Thema des Tages

15-03-2021 10:20

Gewöhnliche Märzkälte


Im heutigen Tagesthema geht es um den kalten Witterungsabschnitt und
eine Einordnung in die vieljährigen Mittelwerte und Extrema für den
Monat März.


Alle Freunde des Februarfrühlings müssen jetzt stark sein, der März
zeigt sich bisher von seiner eher kühlen Seite und das wird auch bis
auf Weiteres so bleiben.

Während die mehr als 20 Grad im Februar nicht normal sind, ist es die
Märzkälte aber durchaus. So ist es nicht untypisch für den
Übergangsmonat zwischen Winter und Frühling, dass es durchaus noch
Winterrückfälle bis in tiefe Lagen gibt. Die Wahrscheinlichkeit des
Auftretens von Nachtfrösten liegt in der zweiten Märzhälfte nahezu
deutschlandweit bei 100 %. Auch Schnee ist durchaus keine Seltenheit.
Beispielhaft sei der März 2013 erwähnt, wo Mitte des Monats
vielerorts eine geschlossene Schneedecke lag. So wurden am 13.03.2013
in Frankfurt am Flughafen 18 cm gemessen, wobei sich die Schneedecke
bis in die zweite Monatshälfte halten konnte. Die
Durchschnittstemperatur lag im Deutschlandmittel über den ganzen
Monat hinweg bei nur 0.1 Grad. Davon sind wir mit aktuell ca. 3.5
Grad weit entfernt.

Wieder einmal spielt einem da das Gedächtnis einen Streich. Denn es
bleibt eher in Erinnerung, was in der jüngsten Vergangenheit passiert
ist und da war der Märzmonat doch öfter überdurchschnittlich.
Natürlich macht die Klimaerwärmung auch vor dem Monat März nicht
halt. So ist das vieljährige Temperaturmittel in Deutschland von 3.5
Grad im alten 30-jährigen Mittel zwischen 1961 bis 1990 auf 4.6 Grad
zwischen 1991 bis 2020 um 1.1 K (Kelvin) angestiegen. Beispielhaft
für die zunehmend warmen Märzmonate sei das Jahr 2017 genannt, als
das Deutschlandmittel bei 7.2 Grad lag und zur Mitte des Monats die
20 Grad Marke in einen Regionen überschritten wurde. An dieser Stelle
sei nochmal darauf hingewiesen, wie ungewöhnlich 20 Grad im Februar
sind.

Zurück zum März 2021. Verantwortlich für den aktuell kühlen Verlauf
ist ein nahezu ortsfestes und umfangreiches Hochdruckgebiet, dass
sich westlich der Britischen Inseln entwickelt. Dieses blockiert
jegliche Tiefdruckaktivität vom Atlantik und damit auch den Zustrom
wärmerer Luftmassen nach Europa. Östlich des blockierenden
Hochdruckgebietes hat sich mittlerweile eine astreine Nordströmung
eingestellt. Damit werden polare Luftmassen vom Nordmeer bis nach
Deutschland geführt. Und das merkt man auch. So liegen die
Höchstwerte in vielen Regionen unterhalb der 10 Grad Marke, im
höheren Bergland hat sich Dauerfrost eingestellt. Auch so ist es in
den Mittelgebirgslagen recht winterlich. Im Nordstau der Berge kommen
in den nächsten Tagen einige Zentimeter Neuschnee hinzu. An den Alpen
wird vereinzelt bis zu einem halben Meter Schnee erwartet (aktuell
läuft dort ab 1000 m eine Unwetterwarnung).

Der Höhepunkt der derzeitigen Kältewelle ist erst für die zweite
Wochenhälfte absehbar. In der Nacht auf Mittwoch und auch zum
Donnertag kann es in einigen Regionen auch bis in tiefe Lagen
vorübergehend einmal weiß werden. Das gilt insbesondere für die
Nächte bis in die erste Tageshälfte hinein. Im weiteren Tagesverlauf
entspannt sich die Glättesituation bei ansteigenden Temperaturwerten
in tiefen Lagen dann allgemein wieder. Im höheren Bergland bleibt es
bei leichtem Dauerfrost hingegen durchweg winterlich.

Zum Wochenende gestaltet sich das Wetter zwar allgemein freundlicher,
dann wird es aber in den Nächten doch empfindlich kalt. Verbreitet
gibt es Frost zwischen -1 und -9 Grad. Im Bergland über Schnee kann
es strenge Nachtfröste unter -10 Grad geben.
Damit ist die Talsohle durchschritten und zur nächsten Woche deutet
sich eine allmähliche Erwärmung an, wenngleich dies nur langsam und
zögernd vonstattengeht.

Man kann dieser kühlen Witterungsphase durchaus auch etwas Gutes
abgewinnen. Nach den Rekordtemperaturen im Februar wird die Natur
wieder etwas ausgebremst. Das kann nur gut sein, um einen ähnlichen
Ernteausfall bei den Obstbäumen - wie mancherorts im Jahr 2020 - zu
verhindern. Nach einem sehr milden März 2020 hatten Spätfröste in der
letzten Märzdekade bis in den April hinein zu zum Teil großen
Ernteeinbußen geführt. So ging beispielweise in Thüringen die Apfel-
und Kirschenernte im Vergleich zum langjährigen Mittel um die Hälfte
zurück. Insofern sollte man der Natur die Ruhephase gönnen und sich
auf die bevorstehende warme Jahreszeit freuen.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.03.2021

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