Thema des Tages

21-03-2021 11:50

Sonnige Zeiten

Im Thema des Tages vom heutigen Sonntag geht es um die
Sonnenscheindauer und wie sich diese in den vergangenen Jahrzehnten
in Deutschland verändert hat


Haben Sie auch den Eindruck, dass sich die Sonne im Vergleich zu
früheren Jahren deutlich häufiger zeigt? Dieser Eindruck täuscht
nicht und auch wenn man es am heutigen eher grauen Sonntag nicht
merkt, der Sonnenanteil hat in den vergangenen Jahrzehnten
tatsächlich sukzessive zugenommen.

Schauen wir zunächst einmal auf das Gesamtjahr. Dem vieljährigen
Mittelwert zufolge wurde zwischen 1961 und 1990 im Deutschlandmittel
1544 Sonnenstunden registriert. Beim 30-jährigen Mittelwert von 1991
bis 2020, welche die neue Klimareferenz darstellt, ergeben sich sogar
1665 Stunden. Die Anzahl der im Jahresverlauf zu erwartenden
Sonnenstunden hat sich also um 121 Stunden erhöht. Nehmen wir eine
mittlere maximale Sonnenausbeute von 12 Stunden am Tag, gibt es also
10 zusätzliche Tage durchgehend Sonnenschein. Diese und andere
interessante Statistiken finden Sie unter:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/3/21_Bild.png

Nun hat sich die mittlere Sonnenscheindauer im Jahresverlauf nicht
gleichmäßig verändert. Zur Untersuchung des monatlichen Sonnenscheins
wurde daher in einem ersten Schritt berechnet, wie hoch die maximal
mögliche astronomische Sonnenscheindauer in jedem Monat ist. Dies
wurde mit Hilfe von fünf Städten gemacht (Hamburg, Berlin, Köln,
Offenbach und München), um einen ungefähren mittleren astronomischen
Wert für Deutschland zu bekommen. In einem zweiten Schritt wurde
ermittelt, wie hoch die mittlere Ausbeute in jedem Monat im Vergleich
zum maximal möglichen Sonnenschein ist.

Nicht überraschend ist die Sonnenausbeute in den Wintermonaten
besonders gering. Nur etwa 20 % der maximal möglichen
Sonnenscheindauer wird ausgeschöpft, wobei der Dezember am
schlechtesten dasteht. Deutlich besser sieht es von Mai bis September
aus, wo der Anteil auf über 40 % steigt. Den Spitzenplatz belegt
eindeutig der Monat August, in dem die Sonne immerhin zu 47 % vom
maximal möglichem Wert "Gebrauch macht".

Neu hinzu gekommen in der Riege der +40 %-Ausbeutemonate ist mit
einem deutlichen Sprung der Monat April. Dies betrachten wir uns mal
etwas genauer und berechnen dafür zunächst die prozentuale Änderung
des monatlichen Anteils der Sonnenscheindauer vom alten Mittelwert
1961 bis 1990 zum neuen von 1991 bis 2020.
Bei fast allen Monaten sieht man eine klare Zunahme der
Sonnenausbeute. Besonders auffällig sind die Monate Januar, März,
April und Juli, in denen die Steigerung bei über 3 % lag. Ganz klar
hervorheben kann man auch hier den Monat April. Die Steigerung der
Sonnenausbeute zwischen 1961/1990 und 1991/2020 liegt bei satten 7 %!
Damit nimmt der Monat mittlerweile Rang 3 hinter den Sommermonaten
Juli und August ein.
Betrachtet man die Jahreszeiten, so erkennt man, dass vor allem das
Frühjahr auch aufgrund des Aprils deutlich sonniger geworden ist,
während die Steigerung beim Herbst nur moderat ausfällt.

Schauen wir noch auf die Rekordjahre. Das seit Aufzeichnungsbeginn
graueste Jahr 1977 brachte es nur auf eine Sonnenausbeute von gut 30
% (1362 h) der astronomisch möglichen Dauer. Im Sonnenjahr 2018
dagegen lag der Anteil bei knapp 45 % (2015 h)! In den Monaten April,
Mai, Juli, August und September wurden damals jeweils mehr als 50 %
der maximal möglichen Sonnenscheindauer erreicht, mit dem größten
Anteil von 62,5 % im Juli. Das sonnigste Frühjahr gab es übrigens
2020, als auch der sonnigste April mit einer Ausbeute von 70 %
registriert wurde.

Zu guter Letzt: Der Oktober ist der einzige Monat des Jahres, in dem
die Sonnenscheindauer von 1961/1990 zu 1991/2020 minimal
zurückgegangen ist (-0.2 %). Vielleicht reden wir also zukünftig
nicht mehr vom goldenen Oktober, sondern vom goldenen April?

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.03.2021

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