Thema des Tages

28-03-2021 11:50

Frühling mit Sommerfeeling und dann die kalte Osterdusche?!


Wir nähern uns dem Frühling mit Sommerfeeling und auch Ostern kommt
mit großen Schritten dichter. Daher aufbauend auf das gestrige Thema
ein weiterer Blick auf die verschiedenen Vorhersagen und deren Güte.


Das Wetter in Deutschland stellt, wie schon im gestrigen Thema des
Tages beschrieben, nach dem durchwachsenden Samstag mit Aprilwetter
die Weichen vorübergehend auf warmen und sonnigen Frühling. Doch
pünktlich zu Osten kommt von Norden Polarluft und lässt die
Temperaturen purzeln. Wie nachhaltig die spätwinterliche
Wetterepisode ist, steht aber noch in den Sternen.

Verantwortlich für den zunehmend ruhigen und teils schon
frühsommerlich anmutenden Wettercharakter ist Hoch NICOLE, die am
heutigen Sonntag über Norditalien vor Anker gegangen ist. Allenfalls
der Norden liegt noch im Einflussbereich einer ausgeprägten
Tiefdruckzone, die sich von Neufundland bis nach Skandinavien zieht
und auf dessen Südflanke wiederholt Randtiefs sowie deren Ausläufer
ostwärts ziehen. Dabei wird der Norden am heutigen Sonntag noch von
der Warmfront von Tief RAMA bei Island gestreift, die nachfolgend
Regen bringt, bevor Hoch NICOLE die Tiefs weiter Richtung
Skandinavien abdrängt und somit auch im Norden die Sonne zunehmend
erstrahlen lässt. Da der Schwerpunkt von NICOLE vom Golf von Genua
bis nach Tschechien reicht, kann auf deren Westflanke zudem warme
Luft aus Südwesteuropa angezapft und bis nach Deutschland geführt
werden. Zusammen mit der immer stärker werden Sonne schaffen es die
Temperaturen am Dienstag und Mittwoch wohl schon bis an die
Sommerschwelle von 25 Grad heran. Vielleicht kann im Westen und
Südwesten hier und da sogar die 25 Grad überschritten werden.

Ab Mittwoch bekommt Hoch NICOLE eine starke Partnerin im
europäisch-atlantischen Wettergeschehen. Über dem Atlantik schiebt
sich ein neues Hoch in den Nordatlantik und kann sich dort richtig
aufplustern. Getrennt wird das neue Hoch von Hoch NICOLE zunächst
noch von einer Tiefdruckrinne samt Tiefausläufer, die sich am
Dienstag von Skandinavien über die Britischen Inseln hinweg bis zu
den Azoren erstreckt. Doch schon am Mittwoch nimmt das neue Hoch
Kontakt zu Hoch NICOLE über dem europäischen Festland auf. Hoch
NICOLE ergibt sich freiwillig und gibt West- und Mitteleuropa
zunehmend frei, während sich das Hoch zwischen Island und Schottland
weiter stärkt (vgl. Graphik 1.). Durch die Drehbewegung des Hochs im
Uhrzeigersinn schaufelt es vom Nordmeer und Grönland kalt Luft
südwärts, die Deutschland in der Nacht zum Donnerstag erreicht. Die
Grenze zwischen der warmen Frühlingsluft und der kalten Luft polaren
Ursprungs bildet schließlich eine Kaltfront, die das Land bis
Freitagmorgen südwärts überquert und den Temperatursturz im ganzen
Land einläutet. Im Vergleich zum Dienstag und Mittwoch sollen die
Temperaturen mit Ausnahme der Küstenbereiche -da wird es ja zur
Wochenmitte nicht so warm- am Freitag und Samstag teils um mehr als
10 Grad fallen. Die zeigen sowohl das deutsche ICON-Modell als auch
das europäische IFS-Modell. Da zunächst aber keine größeren Tiefs in
der Wetterküche mitmischen und somit das Hoch seinen Einfluss bis
nach Mitteleuropa ausbaut, sind wohl vielerorts keine größeren
Niederschlagsmengen zu erwarten. Allenfalls an den Alpen regnet es
durch Nordstau ab Freitag länger, in mittleren und höheren Lagen
fällt Schnee. Und auch im Nordosten und Osten sorgen ab
Donnerstagnachmittag bis Sonntag Regen- oder Schneeregenschauer, im
Bergland Schneeschauer sowie Temperaturen zwischen 6 und 11 Grad für
einen eher spätwinterlichen Eindruck. Im Westen und Südwesten kann
sich durch das nähere Hoch die Sonne häufiger durchsetzen, sodass
dort die Temperaturen mit Werten zwischen 8 und 14 Grad etwas höher
liegen (vgl. Graphik 3 & 4).

Insgesamt scheint der Temperatursturz unter Berücksichtigung
verschiedener Wettermodelle als auch Ensembleläufe gleichermaßen
sicher wie der Frühling mit Sommerfeeling zuvor. Allenfalls die
Stärke des Temperaturrückgangs ist noch nichts vollends geklärt, da
weiter einzelne Modellläufe einen etwas sachteren Temperaturverlauf
hin zu milderen Werten liefern. Ab Sonntag ist die Prognosegüte
schließlich ziemlich schlecht. Zwar lassen sich für Städte über
Deutschland verteilt auch Schwerpunkte ausmachen, aufgrund der
Unterschiede zwischen den Modellen und Modellläufen kann aber
höchstens eine grobe Tendenz gegeben werden. Demnach scheint der
Süden wieder zunehmend in den Einflussbereich milderer Luft zu
gelangen, während im Norden die Mehrzahl der Informationen eher
kühlere Bedingungen zeigen (Vgl. Graphik 2). Wer jedoch Klarheit
liebt, muss sich gedulden und die Prognosen weiter beobachten. Wir
bleiben für Sie am Wetterball.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.03.2021

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