Thema des Tages

01-05-2021 07:50

Wonnemonat Mai

Der Mai gilt als weniger wankelmütig als der April, aber auch im
Wonnemonat kann es noch einmal kalt werden. Im Allgemeinen führt uns
der fünfte Monat des gregorianischen Kalenders aber allmählich in
Richtung Sommer.

Im altrömischen Kalender war der Mai der dritte Monat. Der Name
leitet sich von der Göttin "Maia" ab, anderen Quellen zufolge ist er
nach "Iupiter Maius", dem Wachstum bringenden und über Blitz, Donner,
Regen und Sonnenschein gebietenden Gott "Jupiter" benannt.

Er ist gemeinhin als "Wonne-", "Liebes-" oder, wegen der
Hauptblütezeit der meisten Pflanzen, auch als "Blumenmonat" bekannt.
Eher historisch ist die Bezeichnung "Weidemond". Sie geht auf Karl
den Großen zurück ("wunnimanot") und lässt sich auf den Umstand
zurückführen, dass früher zu dieser Zeit das Vieh auf die Weide
getrieben wurde.

Der Mai ist der letzte Monat des "meteorologischen Frühlings" und
geht phänologisch meist mit dem "Vollfrühling" einher, der durch die
Apfelblüte markiert wird. Über der Mitte und im Süden hat die
Apfelblüte dieses Jahr bereits eingesetzt, im kühleren Norden
hingegen gibt es Stand heute nur vereinzelte Beobachtungen blühender
Apfelbäume.

Während sich die solaren Bestrahlungsverhältnisse im Verlaufe des
Monats bereits denjenigen des Sommers annähern, kann das Wetter im
Mai durchaus noch kühl und wechselhaft sein. Einerseits steht die
Sonne schon recht hoch am Himmel und kann über dem mitteleuropäischen
Festland bereits sommerliche Temperaturwerte bewirken. Andererseits
sind die nördlichen Meere noch kalt. So liegt die Temperatur an Nord-
und Ostsee in diesen Tagen bei 6 bis 9 Grad, in weiter nördlich
gelegenen Meeren variiert sie aktuell zwischen 2 und 7 Grad. Bestimmt
maritime Polarluft unser Wetter, fühlt es sich nicht nach Übergang
zum Sommer an.

In früheren Zeiten wünschte man sich, in der Hoffnung auf reiche
Ernte, den Monat Mai eher kühl und nass. Eine alte Wetterregel
besagt: "Ist der Mai recht heiß und trocken, kriegt der Bauer kleine
Brocken; ist er aber feucht und kühl, gibt es Frucht und Futter
viel." In den ersten Tagen des diesjährigen Mais bestimmen
Tiefdruckgebiete über Nordeuropa unser Wetter. Sie bringen kühle und
feuchte Luft ins Land.

Akkumuliert über die nächsten Tage bis Mittwochfrüh sollen im Süden
40 bis 60 l/qm fallen. Im Norden simulieren die Modelle aktuell 20
bis 30 l/qm. Dazwischen sieht es nach derzeitigem Modellstand
deutlich weniger nass aus. Von der Mosel bis an die Havel werden bis
Mittwochmorgen in den führenden Wettermodellen nur 5 bis 10 l/qm
gerechnet.

Durch die eher kühlen Luftmassen steigt die Temperatur in den
kommenden Tagen nur etwa auf 16 Grad, bei Dauerregen liegt sie teils
deutlich darunter. Aufgrund der vielen Wolken kühlt es aber nachts
weniger stark aus, weshalb die Gefahr von Frost und Frost in
Bodennähe im Laufe der kommenden Woche deutlich abnimmt.

Der Mai startet also ganz im Sinne unserer Vorväter (und -mütter)
kühl und nass.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.05.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst