Thema des Tages

08-05-2021 09:20

Maifrost kontra Maisommer im Duett - Mai aber mittelfristig ohne
Wetter-Wonne?!

Ist der diesjährige Mai ein typischer April? Diese Frage könnte man
sich derzeit durchaus stellen. Das Wetter zeigt sich unterkühlt mit
Regen-, Schneeregen oder Schneeschauern und Graupelgewittern sowie
auch sonnigen Abschnitten. Nun gesellen sich Sonne pur und
sommerliche Temperaturen hinzu. Doch der Rückfall droht auch schon
wieder.

Der Wonnemonat Mai strapaziert derzeit einige Nerven und zeigt sich
zumindest in seiner ersten Hälfte abwechslungsreich und untypisch.

Die erste Maiwoche war im Vergleich zu den Referenzperioden 1961 bis
1990 und 1991 bis 2020 deutlich unterkühlt. Die negative Abweichung
im Mittel über Deutschland liegt derzeit bei über 5 Grad. In diese
Kerbe schlägt dann auch die letzte Nacht, die abgesehen vom
Küstenumfeld sowie Nordostdeutschland verbreitet Tiefstwerte um oder
unter dem Gefrierpunkt brachte. Ohne Berücksichtigung der Hochlagen
(über 800 m) wurden z.B. in Merklingen (BW) -3,9 Grad, in
Nürnberg-Netzstall (BY) -3,7 Grad, in Lechfeld (BY) -3,2 Grad, in
Zwiesel (BY) -3,1 Grad und in Eslohe (NRW) -3 Grad beobachtet. Am
Boden purzelten die Werte sogar auf -9,2 Grad in Carlsfeld, -6,5 Grad
in Merklingen (BW) oder -6,3 Grad in Arnsberg-Neheim (NRW) (vgl. Abb.
1). Der Grund für die vergangenen kühlen Tage und Nächte lag im
Zusammenspiel von Tief GREGOR und Hoch UTINE. Zunächst zog GREGOR
über Deutschland hinweg und zapfte auf der Rückseite Polarluft an,
die er dann, natürlich unter leichter Erwärmung, nach Deutschland
schickte. Nun ist Tief GREGOR abgezogen und dreht über Nordosteuropa
seine Kreise. Stattdessen rückte Hoch UTINE nach Mitteleuropa (vgl.
Abb. 2). Absinkende Luft sorgte und sorgt schließlich für
Wetterberuhigung und Wolkenauflösung. Somit konnte sich in der Nacht
die eingeflossene kühle Luft noch weiter, teils bis in den
Frostbereich abkühlen.

Nun verlagert UTINE ihren Schwerpunkt aber rasch in die Balkanregion,
von wo sie ihr Zepter über eine Region vom zentralen Mittelmeerraum
bis in den Ostseebereich schwingt. Deutschland liegt demnach auf der
Westflanke des Hochs und somit gleichzeitig auf der Ostseite des
Tiefs HUBERTUS westlich von Irland. Einhergehend dreht die Strömung
hierzulande nun auf südliche Richtungen, sodass warme Luft
subtropischen Ursprungs von der Iberischen Halbinsel bzw. aus dem
westlichen Mittelmeerraum den Weg nach Deutschland findet. Mit
Sonnenunterstützung können die Temperaturen am Sonntag ordentlich
klettern und verbreitet einen Sommertag bringen. Selbst im
Küstenumfeld wird es bei Werten zwischen 19 und 25 Grad angenehm
mild. Am Oberrhein kratzt die Temperatur sogar an der heißen Schwelle
von 30 Grad. Demnach stehen die Höchstwerte am Sonntag von 20 bis 30
Grad, Höchstwerten von 5 bis 13 Grad, also um rund 10 bis 15 Grad
geringeren Werten am Freitag gegenüber. Abgesehen vom Westen und
Nordwesten reicht der Einfluss von Hoch UTINE auch noch aus, ein
vielfach sonniges Wochenende zu generieren. Im Westen und Nordwesten
zeigen sich dagegen wiederholt dichte Wolkenfelder, die Tief HUBERTUS
mit seinen Ausläufern verfrachtet und die dort etwas Regen bringen
können. Diese Wolken führen aber auch dazu, dass die Temperaturen
nachts kaum zurückgehen und eine sehr milde Nacht zum Montag möglich
machen. Von der Kölner Bucht und dem Aachener Raum bis nach
Ostwestfalen und das Emsland sollen die Tiefstwerte zwischen 15 und
18 Grad liegen (vgl. Abb. 3). Somit wäre es der erste Anlass unter
einer überdachten Terrasse (es könnte etwas regnen) lange im Freien
zu verweilen.

Das Wochenende inklusive der recht milden Nächte sollte für
Freizeitaktivitäten im Freien auch ausgenutzt werden, denn der Mai
zeigt sich mittelfristig höchstens für die Pflanzenwelt als
Wonnemonat. Ab Montag wird, teilweise mit Pauken und Trompeten alias
kräftigen Gewittern, der Maisommer schon wieder beendet. Tief
HUBERTUS schiebt nämlich mit Macht eine Kaltfront von Westen ins
Land, die am Montag vom Saarland bis zum Niederrhein im Vergleich zum
Sonntag die Höchstwerte schon wieder um 5 bis 10 Grad nach unten
drückt. Die Osthälfte bleibt zwar noch auf der sommerlich warmen
Seite des Tiefausläufers, allerdings soll dort eine sogenannte
Konvergenz ihr Unwesen treiben und erste kräftige, vielleicht auch
schwere Gewitter bringen. Am Dienstag ist es dann auch im Osten mit
dem Maisommer zunehmend vorbei. In der Folge sollen sich
deutschlandweit die Temperaturen bei Tiefdruckeinfluss und somit
einem unbeständigen Wettercharakter tagsüber zwischen 14 und 20 Grad
und nachts bei 3 bis 10 Grad einpendeln (vgl. Abb. 4).


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.05.2021

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