Thema des Tages

21-05-2021 13:50

Der Mond und das Wetter auf der Erde


Hat der Mond einen Einfluss auf das Wetter der Erde? Eigentlich nein!
Eigentlich? Wieso nur eigentlich? Mehr dazu im heutigen Thema des
Tages.

Monde gibt es in unserem Sonnensystem zwar so einige, aber einer
davon sticht deutlich heraus: unser Erdmond! Warum? Im Vergleich zum
Planeten, den er umkreist, also der Erde, ist er sehr groß. Monde von
diesem Format besitzen ansonsten nur Jupiter und Saturn, die die Erde
größentechnisch ja bekanntlich deutlich in die Tasche stecken.

Lange Zeit wurde gerätselt, wie die Erde zu der Ehre kam, einen solch
großen Begleiter an seiner Seite zu haben. Zwar ist die
Entstehungsgeschichte des Mondes auch heute noch nicht geklärt, es
gibt aber eine Theorie, die sich in der Wissenschaft durchgesetzt
hat. Demnach kollidierte wohl vor etwa 4,5 Milliarden Jahren ein
Himmelskörper in Marsgröße mit der Erde und sprengte einen Teil der
Erdkruste weg. Diese Trümmerteile sammelten sich in einer nahen
Umlaufbahn um die Erde und "verklumpten" letztlich zu einem einzigen,
großen Brocken - dem Mond.

Seither drehen sich Mond und Erde um einen gemeinsamen Schwerpunkt,
der aufgrund der Tatsache, dass die Erde dem Mond massentechnisch
nicht nur die Butter, sondern auch Wurst und Käse vom Brot nimmt,
innerhalb der Erde liegt. Diese Rotation einerseits sowie die
Anziehungskraft des Mondes auf die Erde andererseits haben die
allseits bekannten Phänomene von Ebbe und Flut zur Folge. Alle knapp
25 Stunden "türmt" sich auf den Meeren der Welt demnach zweimal ein
bis zu 1 m hoher Flutberg auf, der in der Folge auch zweimal wieder
abebbt. Dieser Flutberg entsteht dabei einmal auf der dem Mond direkt
zugewandten Seite der Erde durch dessen Anziehungskraft und einmal
gegenüber, also auf der abgewandten Seite durch die oben erwähnte
Rotation (Stichwort Fliehkraft). Auf die Luft und damit auf unser
Wetter hat der Mond dagegen keinen Einfluss, denn die Masse von Luft
ist um 800 mal niedriger als die von Wasser.

Damit wäre das Thema "Einfluss des Mondes auf unser Wetter" also
beendet, oder? Nicht ganz! Nochmal zurück zu Ebbe und Flut: Da sich
die Erde unter den Flutbergen ostwärts wegdreht, kommt es zu
Reibungsprozessen, die die Eigenrotation der Erde abbremsen - und das
ist auch gut so. Denn vor der Mondentstehung drehte sich die Erde
etwa 3- bis 4-mal schneller als heute, d.h. ein Tag dauerte damals
nur etwa 6 bis 8 Stunden. Ohne Mond wäre das wohl auch heute noch so
und das Leben sähe sicherlich anders aus. Winde mit Geschwindigkeiten
von mehreren 100 km/h wären vermutlich keine Seltenheit. Ob sich
dabei evolutionär gesehen die Giraffe ebenfalls durchgesetzt hätte,
ist daher mehr als fraglich. "Bodenständigere" Lebewesen wären dann
wohl eher anzutreffen.

Ein weiterer Punkt, der dem Mond positiv angerechnet werden muss,
bezieht sich auf die Neigung der Erdachse relativ zu ihrer Bahn um
die Sonne. Diese liegt mehr oder weniger konstant bei rund 23,5 Grad
und beschert uns unter anderem unsere vier Jahreszeiten. Diese
Stabilität verdanken wir ebenfalls dem Mond, denn ohne ihn wäre die
Erde beispielsweise der Anziehungskraft des Jupiters "schutzlos"
ausgeliefert, wenn sich beide gerade nah sind. Die Erde würde dadurch
wie ein wankender Kreisel von einer Schieflage in die nächste geraten
(im Verlauf von hunderttausenden von Jahren wohlgemerkt), was
beträchtliche Folgen für unser Klima hätte.

Zum Glück sind das alles reine Hirngespinste, denn der Mond ist ja da
und bleibt auch da - auch wenn er sich durch die minimal, aber
stetige Abnahme der Erdrotation jährlich um knapp 4 cm von der Erde
wegbewegt. Erst in ein paar Milliarden Jahren wird er sich so weit
von der Erde entfernt haben, dass die Anziehungskraft der Sonne das
Zepter übernimmt. Das wird die Menschheit allerdings nicht mehr
erleben, ist die Erde bis dahin doch längst schon unbewohnbar.

Ein paar hundert Millionen Jahre bleiben uns aber auf jeden Fall
noch, um beim Blick zum Mond ab und zu mal "Danke!" zu sagen.


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2021

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