Thema des Tages

22-05-2021 08:20

Die etwas andere Temperaturskala

In der Reihe berühmter Naturwissenschaftler mit Bezug zur
Meteorologie sind wir nun bei dem Physiker, Chemiker und Glasbläser
Daniel Gabriel Fahrenheit angelangt, der durchaus als Multitalent
bezeichnet werden kann.

Daniel Gabriel Fahrenheit wurde im Jahre 1686 in Danzig (heute
Gdansk) geboren, lebte aber die meiste Zeit seines Lebens in den
Niederlanden (damals Dutch Republic). Die Fahrenheits waren eine
deutsche Hanse-Kaufmannsfamilie, die in mehreren Hansestädten lebte.
Der Urgroßvater von Fahrenheit hatte in Rostock gelebt und
Nachforschungen legen nahe, dass der Stammbaum der Familie Fahrenheit
ursprünglich nach Hildesheim führt.

Daniel Gabriel war das älteste von insgesamt fünf Fahrenheit-Kindern
(2 Jungen und 3 Mädchen). Er begann zunächst eine Ausbildung zum
Kaufmann in Amsterdam, nachdem seine Eltern am 14. August 1701 durch
den Verzehr von giftigen Pilzen gestorben waren. Sein besonderes
Interesse an den Naturwissenschaften veranlasste ihn, Studien und
Experimente gerade auf dem Gebiet der Chemie zu beginnen. Ab 1717 war
er in Berlin, Halle, Leipzig, Dresden, Kopenhagen und auch in seiner
Heimatstadt Danzig unterwegs, wo noch sein Bruder lebte. Während
dieser Zeit lernte Fahrenheit unter anderem den Mathematiker
Gottfried Leibniz kennen.

1717 ließ sich Fahrenheit schließlich als Glasbläser in Den Haag
nieder und stellte Barometer, Höhenmesser und Thermometer her. Ab
1718 hielt er Vorlesungen Chemie-Vorlesungen in Amsterdam. Im Jahr
1724 besuchte er England und wurde im selben Jahr zum "Fellow of the
Royal Society" gewählt. Fahrenheit starb im Jahre 1736 in Den Haag
und wurde dort in der Kloosterkerk begraben.

Im Folgenden soll auf sein größtes Verdienst, die Festlegung der
Fahrenheit-Skala, eingegangen werden.

Laut einem wissenschaftlichen Artikel von 1724 bestimmte er die nach
ihm benannte Temperaturskala durch Bezug auf drei feste
Temperaturpunkte. Die niedrigste Temperatur wurde erreicht, indem man
eine Kältemischung aus Eis, Wasser und Ammoniumchlorid (ein Salz)
herstellte und wartete, bis sie das thermische Gleichgewicht erreicht
hatte. Dann wurde ein Thermometer in die Mischung getaucht, bis zur
Absenkung der Flüssigkeit im Thermometer auf den tiefsten Punkt. Der
nun ermittelte Messwert des Thermometers wurde als 0 °F angenommen.
Als zweiter Referenzpunkt wurde der Messwert des Thermometers
gewählt, bei dem sich gerade Eis auf der Oberfläche des Wassers
bildete, und dieser wurde zu 32 °F festgelegt. Der dritte
Kalibrierungspunkt, der zu 96 °F angenommen wurde, wurde wiederum als
jener Messwert des Thermometers gewählt, der in etwa der
Körpertemperatur des Menschen (gemessen in Mund und unter den Armen)
entspricht.

Fahrenheit fand zudem heraus, dass Quecksilber auf der
Fahrenheit-Skala bei etwa 600 °F siedet. Arbeiten von anderen
Wissenschaftlern zeigten, dass Wasser bei etwa 180 °F über seinem
Gefrierpunkt siedet. Die Fahrenheit-Skala wurde später neu definiert,
um das Intervall zwischen Gefrieren und Sieden auf genau 180°F
festzulegen.
Aufgrund der Neudefinition der Skala wird die normale
Körpertemperatur heute mit exakt 98,2 °F (entspricht 36,8°C)
angegeben, während sie in der ursprünglichen Fahrenheit-Skala wie
weiter oben beschrieben 96 °F betrug.

Bis zur Umstellung auf die Celsius-Skala war die Fahrenheit-Skala in
Europa weit verbreitet. In den USA wird sie dagegen immer noch für
alltägliche Temperaturmessungen verwendet.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.05.2021

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