Thema des Tages

27-05-2021 09:20

Der Ätna in Ausbruchsstimmung

Im Thema des Tages vom heutigen Donnerstag werden ein paar Ratschläge
gegeben, um die einzigartigen Landschaften des Ätnas und seine
Ausbrüche bei geeignetem Wetter am besten bewundern zu können.

Wer gerade seinen Urlaub auf Sizilien verbringt bzw. demnächst
verbringen möchte, sollte den Ätna als eine der eindrucksvollsten
Sehenswürdigkeiten der Insel besichtigen. Mit 3340 m Höhe ist der
Ätna der höchste Vulkan Europas und gleichzeitig einer der aktivsten
der Erde.

Der Ätna befindet sich an der Ostküste Siziliens zwischen den Städten
Catania und Messina. Durch die klimatischen Besonderheiten und die
Höhe sowie den durch die Asche fruchtbaren Boden ist am Berg die
Vegetation sehr vielfältig und einzigartig. Unterhalb von 600 bis 800
m wird überwiegend Obst angebaut wie z. B. Zitrusfrüchte, Oliven,
Weintrauben und an der Westseite auch Pistazien. Zwischen 800 und
1300 m wachsen Eichen und Esskastanien. Bis in eine Höhe von 2300 m
sind Schwarzkiefer, Buche (die südlichste Ausdehnung dieser Baumart
in Europa) und eine Birkenart, die nur dort wächst und von der
letzten Eiszeit stammt, beheimatet. Oberhalb von 2300 m ist der
Vulkan mit Ausnahme von einigen Gräserarten vegetationslos.

Besonders im Mai und im Juni kann man eine Vielfalt von Blumenarten
mit ihren Farben bestaunen. Der Ginster z. B. taucht mit seiner Blüte
die Landschaft in gelbe Farbe, die einen markanten Kontrast zum sonst
durch die erkaltete Lava schwarzen Anblick erzeugt.

Zudem ist die Wahrscheinlichkeit derzeit ziemlich groß, einen
Ausbruch beobachten zu können, denn seit Februar ist der Vulkan
besonders aktiv. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen spuckt
einer der vier Hauptkrater Feuer und Asche in den Himmel. Manchmal
erreichen die Lavafontänen eine Höhe von mehreren hundert Metern und
die Rauchsäule eine Höhe von 6 bis 8 km über dem Gipfel, was man auch
aus großer Entfernung noch gut beobachten kann.

Die vier beeindruckenden Bilder des italienischen Fotografen
Alessandro Micalizzi zeigen den letzten Ausbruch vom gestrigen
Mittwoch (26. Mai 2021). Ein Spektakel der Natur, das aus sicherer
Entfernung von der Ostküste Siziliens gut zu sehen war. Das
Faszinierende daran ist, dass der Ausbruch keine Gefahr für die
Bevölkerung darstellt, da er nur auf die Hauptkrater begrenzt ist.
Wer sich den Ausbruch aus der Nähe ansehen möchte, hat an der Ost-
und Südflanke des Vulkans die besten Beobachtungsmöglichkeiten. Wer
es noch ein bisschen abenteuerlicher mag, kann den Wanderweg zum
"Monte Zoccolaro" bis auf circa 1700 m Höhe nehmen. Von dort aus kann
man das eindrucksvolle und hufenförmige "Bovetal" und den aktiven
gegenüberliegenden Südostkrater bewundern.

Um diese Landschaften mit den regelmäßigen Vulkanausbrüchen am besten
bestaunen zu können, folgen nun ein paar Tipps. Neben passender
Kleidung und Schuhwerk ist es sehr hilfreich - manchmal auch
überlebenswichtig! - vorher auf die Wettervorhersage bzw. die
aktuellen Wetterbedingungen zu achten. Denn es passiert oft, dass
sich das Wetter abrupt ändert: Strahlender Sonnenschein kann sehr
schnell in kräftige Gewitter oder in dichten Nebel umschlagen,
wodurch die Wanderung gefährlich werden kann.

In den nächsten Tagen herrschen auf Sizilien meist sommerliche
Wetterbedingungen. Jedoch ziehen ab und an dichtere Wolkenfelder
durch oder es bilden sich tagsüber vornehmlich im Bergland
Quellwolken, die lokal Schauer bringen können und den Blick zum Ätna
behindern. Die höchste Wahrscheinlichkeit dafür wird am Sonntag und
Montag erwartet.

Ein letzter und wichtiger Tipp ist bei einer Wanderung auf den Ätna
immer die Beobachtung der Zugrichtung der Rauchfahne. Man sollte sich
dabei möglichst nicht unter der Rauchwolke befinden. Bei einem
eventuellen Ausbruch ist dann die Gefahr sehr groß, unter den
Ascheregen zu geraten. Je nach Entfernung zu den Hauptkratern und
Stärke des Ausbruchs können die fallenden Gesteine einen Durchmesser
von mehreren Zentimetern haben.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.05.2021

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