Thema des Tages

28-08-2016 14:40

Die Macht des Wetters Teil 1 - "Die Hindenburg-Katastrophe"

Am 2. Juli 1900 um 20:03 Uhr wurde in der Manzeller Bucht am Bodensee
mit dem ersten Aufstieg des Zeppelins, benannt nach seinem
gleichnamigen Erfinder Ferdinand Graf von Zeppelin, deutsche
Luftfahrtgeschichte geschrieben. Von nun an sollten die schwebenden
und gasgefüllten Giganten den Himmel beherrschen. Mit Beginn des
Ersten Weltkriegs wurde die Entwicklung weiter vorangetrieben und der
Zeppelin fand seine Verwendung als Kriegswaffe zur Aufklärung und für
Luftangriffe, bei denen Städte wie London und Paris bombardiert
wurden. Ab 1917 konzentrierte sich die Industrie zunehmend auf die
kommerzielle Luftfahrt mit dem Ziel des Aufbaus einer Flotte aus
Passagierluftschiffen.

Zeppeline wurden in der damaligen Zeit mit Wasserstoff gefüllt, einem
hoch entzündlichen Gas, das leichter als Luft ist und somit in einem
riesigen Ballon mit verschiedenen, abgetrennten Kammern für den
nötigen Auftrieb sorgt. Der horizontale Antrieb erfolgte mit großen
Motoren, die an der Unterseite des Ballons angebracht waren. Bei der
Landung eines Zeppelins musste das Wasserstoffgas durch Ventile
teilweise abgelassen werden, um den Sinkflug einzuleiten. Bereits zu
dieser Zeit waren meteorologische Kenntnisse für die Besatzung des
Zeppelins unabkömmlich. Der Einschlag eines Blitzes bei der Landung
beispielsweise konnte das ausströmende Gas entzünden. Entsprechend
gehörte auch ein Meteorologe zum festen Bestandteil der Crew, der
Wetterdaten über Funk von Ozeandampfern und von Landeplätzen erhielt.
Zudem wurden feste Verhaltensregeln für bestimmte Wettersituationen
aufgestellt. In der Nähe von Gewittern wurde kein Gas abgelassen und
die Gewitterregion nach Möglichkeit umflogen, bei Sturmböen wurde in
ausreichender Höhe eine Abschwächung des Windes abgewartet. Dafür
wurden die Schiffe extra leicht gebaut und mit ausreichenden
Treibstoffreserven versehen.

Mit der Fertigstellung des sogenannten LZ 127 (Bezeichnung der
Starrluftschiffe: "LZ" = Luftschiff Zeppelin) namens "Graf Zeppelin",
das als erfolgreichstes Luftschiff in die Geschichtsbücher eingehen
sollte, wurde 1928 der vorläufige Höhepunkt der deutschen
Zeppelinluftfahrt eingeleitet. Spektakuläre Demonstrationsfahrten
nach Amerika und schließlich die Umrundung der Erde im Jahr 1929
zogen weltweites Aufsehen auf sich. Dort, wo "Graf Zeppelin" am
Himmel erschien, hatten die Menschen Ehrfurcht.

Tragische und verlustreiche Unfälle sorgten aber immer wieder für
Kritik am Traggas Wasserstoff. Die USA produzierte mittlerweile das
unbrennbare Gas Helium, welches sich ebenfalls als Traggas eignete.
Allerdings stoppten die Amerikaner den Export des Gases, weswegen zum
Bau des wohl berühmtesten und größten Zeppelins, der LZ 129
"Hindenburg", benannt nach dem früheren Reichspräsidenten Paul von
Hindenburg, erneut auf den hoch entzündlichen Wasserstoff
zurückgegriffen werden musste.

Am 03. Mai 1937 machte sich die "Hindenburg" von Frankfurt aus auf
eine 3-tägige Reise nach Lakehurst (New Jersey, USA). Nachdem das
Wetter beim Abflug nicht ruhiger hätte sein können, sorgte kräftiger
Gegenwind bereits beim Überqueren des Atlantiks für eine Verspätung
im Reiseplan. Mit der Annäherung an den Landeplatz konnte man bereits
westlich und südwestlich von Lakehurst eine sehr aktive Gewitterfront
mit Starkregen aufziehen sehen. Trotzdem entschied sich die Crew um
Kapitän Max Pruss für eine schnelle Landung. Nach einem lauten Knall
entzündete sich die Hindenburg und stürzte brennend aus etwa 120
Metern auf den Boden. Wie durch ein Wunder überlebten mehr als die
Hälfte der Passagiere und Besatzungsmitglieder diese Katastrophe.

Dieser Absturz entsetzte die Menschen auf der ganzen Welt.
Nachträglich wurden viele Vermutungen über die Ursache für den
Absturz aufgestellt. Auch Sabotage wurde in Erwägung gezogen,
allerdings konnten dafür keine Beweise gefunden werden. Ermittler
stellten fest, dass der Lack der Außenhülle der Hindenburg extrem
leitfähig war. Durch die vorherrschenden Wetterbedingungen in
Lakehurst konnte sich diese elektrostatisch aufladen. Außerdem wird
vermutet, dass es zum Austritt von Wasserstoff kam - entweder durch
das Reißen der Außenhaut aufgrund eines raschen Wendemanövers oder
weil sich die Crew den Regeln der Luftschifffahrt widersetzte und
trotz der Nähe zu elektrischen Entladungen Wasserstoff abließ. Zwar
wurde die genaue Ursache nie festgestellt, trotzdem sind sich die
Ermittler in einer Sache einig: Das Wetter in Lakehurst am 06. Mai
spielte eine Schlüsselrolle beim Absturz der "Hindenburg", bei
ruhigem Wetter hätte diese Katastrophe nie stattgefunden.

Mit diesem Absturz leitete die Hindenburg das vorläufige Ende der
deutschen Luftschifffahrt ein. Seit 1993 werden auch in Deutschland
wieder Luftschiffe (mit neuer Technologie) gebaut, und zwar von
Zeppelin Luftschifftechnik GmbH, einer Tochterfirma des
Zeppelinkonzerns, der die Tradition der von Ferdinand Graf von
Zeppelin gegründeten Gesellschaften fortsetzt.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.08.2016