Thema des Tages

05-06-2021 15:50

Der sumpfige PETER lässt es weiter knallen


Wir kennen es schon aus zahlreichen vergangenen Jahren: den
Tiefdrucksumpf! Nachdem sich in diesem Jahr der sonnige Sommer mal
nachhaltig zeigen konnte, übernahm der sumpfige PETER rasch die
Wetterregie und sorgte nach einem kalten Frühjahr vielerorts für
beständig unbeständiges und schwülwarmes Wetter mit
Unwetterpotential!

Nach einem zu kühlen Frühling konnte sich der sonnige Frühsommer nur
kurz halten. Seit einigen Tagen dominiert derzeit, wie schon im
gestrigen Thema des Tages beschrieben, feuchtwarme Luft das
Wettergeschehen. Entgegen der Frühlingsmonate kann die Heizung nun
wirklich abgestellt werden, ein Spaziergang ohne Schirm ist in vielen
Teilen des Landes aktuell aber ebenso wenig vorteilhaft wie ein
undichter Keller. Denn das sumpfige Tief PETER sorgt vielerorts für
Schauer und Gewitter. Dabei werden gebietsweise die Himmelsschleusen
so richtig geöffnet, sodass lokale Sturzbäche und Überschwemmungen
häufiger auftreten können. Aber was macht den sumpfigen PETER denn im
Detail aus?

Wenn man auf der Wetterkarte hohen Luftdruck sucht, muss der Blick
derzeit auf den Atlantik wandern oder nach Nordosteuropa schwenken.
Von Neufundland bis nach Norwegen sowie auch über dem Nahen Osten hat
dagegen tiefer Luftdruck das Sagen. Deutschland liegt somit genau
zwischen den Luftdruckzentren im "Niemandsland". Nicht ganz! Denn
hierzulande hat sich bei schwachen Luftdruckgegensätzen in einer
feuchtwarmen Luft das Tief PETER eingenistet. Die Kombination von
feuchtwarmer Luft und schwachen Luftdruckgegensätzen wird in der
Vorhersage dabei gern als Tiefdrucksumpf bezeichnet, was schließlich
den sumpfigen PETER erklärt.

Tief PETER weist aber noch eine Besonderheit auf. Er enthält eine
sogenannte Konvergenzlinie, also einen Bereich, wo am Boden die Luft
zusammenströmt und zum Aufstieg gezwungen wird. Wenn wir nun mal die
Zutatenmethode für die Gewitterentwicklung betrachten (vgl. auch
Thema des Tages vom 09.05.21), so sind nahezu alle Puzzleteile
vorhanden. Sowohl diabatische, also thermische Prozesse, als auch die
beschriebenen dynamischen Prozesse an der Konvergenzlinie lassen die
feuchte Luft aufsteigen und setzen somit kräftige vertikale
Umlagerungen in Kraft. Teilweise kommt auch noch etwas Unterstützung
aus höheren Luftschichten hinzu. Am Ende stehen kräftige, teils
unwetterartige Gewitter. Als Begleiterscheinungen stehen, wie am
gestrigen Tag schon beschrieben, der Starkregen und der Hagel im
Fokus. Die Luft verfügt über einen sehr hohen Wassergehalt, der
umgewandelt und schließlich zum Boden gelangen kann. Da es an starken
Höhenwinden fehlt, können keine größeren Windgeschwindigkeiten aus
höhen Luftschichten zum Boden gelangen, sodass in Gewitternähe
allenfalls stürmische Böen oder einzelne Sturmböen auftreten. Zudem
sorgen die schwachen Höhenwinde dafür, dass sich die Gewitter nur
sehr langsam bewegen und daher viel Regen an gleicher Stelle abladen
können.

Am gestrigen Freitag, 04.06.21, traten die schweren Gewitter mit
heftigem Starkregen vor allem von Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz bis nach Thüringen und dem südlichen Sachsen-Anhalt
sowie von der Mitte bis zum westlichen Alpenrand auf (vgl. Abb. 2).
In der Nacht kam es dann auch im Nordwesten zu kräftigen Gewittern
mit Starkregen. Die Spitzenwerte bezüglich der stündlichen
Regensummen meldeten die Stationen Adenau (RP) mit 58 l/qm/h,
Weiskirchen (SL) mit 51 l/qm/h, Kall-Sistig (NRW) mit 48 l/qm/h und
Tönisvorst (NRW) mit 40 l/qm/h. Abseits der doch inhomogen verteilten
Wetterstationen wurden aber wohl noch höhere Summenerreicht, was
wiederum durch abgeleitete Radarsummen gestützt wird (vgl. Abb. 3).
Demnach sollen nördlich von Nordhausen an der Grenze von Thüringen
und Sachsen-Anhalt sowie im Nordschwarzwald bis 125 l/qm/12h gefallen
sein. Aber auch westlich von Leverkusen (NRW), westlich von Bad
Kreuznach (RP), westlich von Wittlich (RP) und bei Bad Salzungen
sollen mit Radarmengen bis 90 l/qm/12h extreme Summen aufgetreten
sein.

Wie man sieht, macht der sumpfige PETER seinem Namen alle Ehre.

Und auch in den kommenden Tagen werden Schauer und Gewitter das
Wetter bestimmen. Zwar wandert der sumpfige PETER langsam Richtung
Balkan, mit seiner Konvergenzlinie bestimmt er aber auch das Wetter
in Teilen Deutschlands weiter nachhaltig. Da sich das Azorenhoch über
die Britischen Inseln hinweg bis vor die Küsten Norwegens ausdehnt,
liegt Deutschland auf der Südostflanke des Hochdruckgebietes. Somit
ist das Land wiederholt anfällig für Tiefdruckeinfluss oder
Hebungsantriebe aus der Höhe. Bis einschließlich Dienstag heißt es
also weiter "beständig unbeständig" auf feuchtwarmen Bedingungen mit
Unwetterpotential. Erst ab Mittwoch scheint das Azorenhoch von Westen
langsam auch auf Deutschland überzugreifen, sodass Wetterberuhigung
in Aussicht stehen würde. Aber auch diesbezüglich ist die letzte
Messe noch nicht gelesen.

Im gesamten betrachteten Zeitraum gibt es aber auch Regionen, die
sich gegen den sumpfigen PETER mit Erfolg stemmen. Der Osten und dort
vor allem die Regionen östlich der Elbe bleiben bis auf den Dienstag
weitgehend von den Schauern und Gewittern verschont. Dort ist dagegen
trocken warme Luft wetterbestimmend, sodass die Sonne teilweise
ungehindert scheinen kann.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.06.2021

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