Thema des Tages

06-06-2021 14:20

Den Gewittern auf der Spur

Begeisterung für das Wetter kann man auf vielfältige Art und Weise
ausleben.
Das reicht von der einfachen Wetterstation im Garten bis zur
ehrenamtlichen Tätigkeit.
Stormchasing ist dabei eines der weniger bekannten Hobbies, deswegen
stellen wir dieses heute einmal etwas genauer vor.

Sommerzeit ist Gewitterzeit.
Zwar kann es auch über den Rest des Jahres gewittern, aber die
kräftigsten und intensivsten Ereignisse finden naturgemäß im Sommer
statt, wenn die Luft am wärmsten und am feuchtesten ist.
In ihnen zeigt sich mitunter die rohe Kraft der Mutter Natur, und die
Atmosphäre kann in Form von Gewittern zeigen, zu welchen "Gewalten"
sie in der Lage ist.
Oft zeigt sich das dann hinterher in mitunter desaströs anmutenden
Schadensbildern durch Überflutungen, Starkwindereignisse, großen
Hagel oder mitunter sogar Tornados.
Dies soll aber nicht der primäre Antrieb und die Motivation für
diejenigen sein, die Gewittern hinterherjagen, und sie in Bild und
Ton verewigen: Den Stormchasern.

Gewitter haben oft - je nach Sichtweise des Betrachters natürlich -
auch etwas Magisches an sich.
Kein Gewitter gleicht dem anderen, weder in Form und Struktur, noch
in Farbe.
Im Gegenteil: Zwischen einem einheitsgrauen Cluster aus mehreren
Gewitterzellen, einer klar strukturierten Squall Line, und der
freistehenden Basis einer Superzelle gibt es riesige Unterschiede.
Diese mannigfaltigen Erscheinungsbilder eines Gewitters machen den
Reiz aus, der anschließend auf der Kamera festgehalten wird.

Für die Art und Weise, wie man Storm Chasing betreibt, gibt es nur
wenige (ungeschriebene) Regeln.
Eine davon lautet, dass Sicherheit immer an erster Stelle stehen
sollte.
Weder sollte man sich selber (zum Beispiel durch potentiellen
Blitzeinschlag), noch andere (zum Beispiel im Straßenverkehr) in
Gefahr bringen.
Auch sollte man sich nicht notwendigerweise den Gefahren durch die
Begleiterscheinungen eines Gewitters aussetzen.
Ein "Sprichwort" besagt: Ein guter Chaser wird nicht nass.
Das bedeutet nichts weiter, als dass er ein Gewitter aus solch
sicherer Entfernung betrachtet, dass ihm selber keine Gefahr drohen
kann.
Ansonsten steht es jedem selber frei, diesem Hobby auf seine eigene
Art und Weise zu frönen.
Die einen begnügen sich mit der Gewitterdokumentation vom heimischen
Balkon aus (liebevoll auch "Balkon-Chasing" genannt).
Andere wiederum fahren für nahezu jede Lage quer durch das Land, und
manche wenden sogar ihren Jahresurlaub auf, um zur passenden
Jahreszeit in den Vereinigten Staaten auf Jagd zu gehen.

Stormchasing ist deswegen nicht notwendigerweise ein billiges Hobby.

Neben Fahrt- oder Reisekosten wird oft auch noch eine Menge Geld in
professionelle Kamera- und Videoausrüstung gesteckt.
Für die Gewitterfotografie sollte man für qualitativ hochwertiges
Bildmaterial neben passenden Objektiven wenigstens auch ein Stativ
parat haben.
Für die Blitzfotografie gibt es sogar spezielle Zusatzgeräte,
sogenannte "Lightning Trigger", die anhand des elektrischen Feldes
einen Blitz erkennen und die Kamera automatisch auslösen können.
Aber wer, wenn überhaupt, nur für sich persönlich fotografieren
möchte, und dafür seine Smartphone-Kamera für ausreichend hält, dem
sei dies ebenfalls unbenommen.

Wer sich selber einmal am Stormchasing versuchen möchte, dem kann in
erster Linie ans Herz gelegt werden, es einfach zu versuchen.
Neben fotografischer Ausrüstung empfiehlt es sich vor allem,
Gerätschaft für die Navigation und ein Smartphone oder Tablet mit
mobilem Internet zur Hand zur haben, um ständig über die aktuellsten
Wetterinformationen zu verfügen.
Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Stormchaser-Gruppen auf
regionaler Basis, in denen man sich austauschen und mitunter
wertvolle Tipps und Informationen bekommen kann.
Ansonsten gilt der alte Spruch: "Versuch macht kluch". Die Erfahrung
bekommt man nur durch Ausprobieren.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.06.2021

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