Thema des Tages

08-06-2021 12:20

Ein kurzer Blick auf ein Forschungsprojekt

Forschungsprojekte sind die Grundlage aller Weiterentwicklung in
einem Fachgebiet und die Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen
unterschiedlichen Forschungsrichtungen zum Verständnis des
"Großen-Ganzen" heutzutage unverzichtbar - einen Beitrag dazu soll
die Messkampage "Swabian MOSES" leisten, die heute kurz vorgestellt
wird.

Das aktuelle Wetter bietet durchaus Spannung: Wo und wann treten
Schauer und Gewitter auf und wo fallen diese dann vor allem in Bezug
auf den Parameter Starkregen unwetterartig oder gar extrem aus?
Allerdings ist das schon seit Tagen so und wurde an dieser Stelle
schon aus dem einen oder anderen Blickwinkel beleuchtet. Daher
bleiben wir zwar im heutigen Thema des Tages durchaus im Bereich von
Gewittern, Blitzen, Starkregen und Hagel, wir blicken aber zumindest
ein wenig auf ein sehr interessantes Forschungsprojekt namens
"Swabian MOSES", das auch noch eine Vielzahl weiterer, nicht oder
zumindest nicht unmittelbar meteorologischer Aspekte untersuchen
soll.

In der Anfang Mai herausgegebenen Pressemitteilung des Karlsruher
Instituts für Technologie (KIT) heißt es: "Extreme Wetterereignisse
wie starke Gewitter, Hagel oder Hitzeperioden haben in den letzten
Jahren auch in Deutschland zugenommen und verursachen teils große
wirtschaftliche und infrastrukturelle Schäden. Die komplexen
physikalischen Prozesse, die beim Entstehen dieser Wetterereignisse
ablaufen, untersucht die Helmholtz-Initiative MOSES, an der auch das
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt ist. Ziel der nun
startenden und vom KIT koordinierten Messkampagne ?Swabian MOSES? ist
es, die Ursachen, Auswirkungen und Wechselwirkungen
hydro-meteorologischer Extreme ganzheitlich zu untersuchen. Im
Untersuchungsgebiet in Baden-Württemberg treten sowohl Gewitter als
auch Hitze- und Dürreperioden häufig auf."

Das Untersuchungsgebiet umfasst Teile der Schwäbischen Alb, des
Neckartals und die sogenannte Filderebene südlich von Stuttgart. Die
Messkampagne wird mit einem mobilen und modular aufgesetzten
Beobachtungssystem namens MOSES (Modular Observation Solutions for
Earth Systems) realisiert und umfasst verschiedenste Messinstrumente.
Die "schwäbische" Messkampagne "Swabian MOSES" findet also im
Südwesten Deutschlands statt -streng genommen auch in Teilen
Württembergs- und konzentriert sich zum einen auf die in der Region
relativ häufig auftretenden und teils auch sehr kräftig ausfallenden
Gewitter mit Starkregen und Hagel, zum anderen auf die Untersuchung
von Hitzewellen und Dürren. Die teils hochkomplexen Messgeräte, zum
Beispiel auch mobile Radargeräte zur Niederschlagserfassung, wurden
an verschiedenen Standorten aufgestellt. Des Weiteren wurden mit
anderen Messgeräten oder -fühlern auch ganze Sensornetzwerke
aufgebaut, mit denen nun zum Beispiel die Bodenfeuchte oder mit
sogenannten Distrometern als Ergänzung zum Radar und mittels
optischer Verfahren auch die Zusammensetzung des Niederschlags
(Größe, Art) registriert werden kann. Zusätzliche Informationen an
Tagen mit besonders vielen oder auch kräftigen Gewittern erhofft man
sich vom Einsatz zweier Forschungsflugzeuge der Technischen
Universität Braunschweig. An der Messkampagne sind weitere
Forschungszentren und Universitäten mit verschiedensten Messsystemen
beteiligt, der Deutsche Wetterdienst beteiligt sich z. B. mit
zusätzlichen Radiosondenaufstiegen am Standort
Stuttgart-Schnarrenberg.

Die Forschungsaspekte und -ziele der Messkampagne, die bis etwa Mitte
September gehen soll, sind dabei sehr vielfältig: Verbesserung von
Vorhersagen und Frühwarnsystemen hinsichtlich Gewitter, Starkregen
und Hagel, Untersuchung des Zusammenspiels von Dürrephasen und
nachfolgendem Starkregen (Stichwort: Aufnahmevermögen von
ausgetrockneten Böden, Oberflächenabfluss, lokale Sturzfluten),
(Weiter-) Entwicklung von Schadens- und Risikomodellen für die
Versicherungswirtschaft, Auswirkungen (Hitze-/Dürrestress) und
Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen bzw. angepasste Neupflanzungen,
Eintrag von Stoffen durch Starkregen und Überflutungen in
Fließgewässer u.v.m.

Ein noch detaillierterer Einblick in das höchst spannende Projekt
würde den Rahmen sprengen, es sei aber mit den nachfolgenden Links
auf die Homepage des KIT verwiesen, wo viele weiterführende
Informationen sowie aktuelle Messdaten zu finden sind:
https://www.kit.edu/kit/pi_2021_041_von-gewittern-uber-starkregen-bis
-durreperioden.php


Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.06.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst