Thema des Tages

11-06-2021 07:50

Der erste Sommermonat: Juni

Im Juni beginnt bekanntlich der Sommer und in diesem Jahr so spürbar
wie in kaum einem anderen. Im sechsten Monat des gregorianischen
Kalenders wendet die Sonne am nördlichen Wendekreis und erreicht
somit ihren Höchststand auf der Nordhalbkugel.

Der diesjährige Juni hat uns den Glauben an "normales" Wetter oder
zumindest Wetter wie die meisten von uns es kennen, zurückgegeben.
Nach einem trüben und nassen Mai und einem insgesamt kühlen Frühjahr
erscheint der Autorin des Textes der Juni wie eine Wohltat. Die Sonne
scheint und es ist endlich warm. Die Natur braucht nicht nur Wasser,
sie braucht auch Sonne und Wärme. Sonst wachsen zwar die Pflanzen,
aber Obst und Gemüse entwickeln nicht ausreichend Geschmack.

Im Juni werden die Tage anfangs noch etwas länger, in der dritten
Dekade langsam aber wieder kürzer. Natürlich haben die Tage alle die
gleiche Länge, aber die Tageshelligkeit, wissenschaftlich als "lichte
Tageslänge" bezeichnet, unterscheidet sich. Zwischen dem 20. und 22.
des Monats erreicht die Sonne den nördlichen Wendekreis und somit
ihren Höchststand, dies markiert den Sommerbeginn auf der
Nordhalbkugel. Anschließend "wandert" die Sonne wieder südwärts, bis
sie im Dezember den südlichen Wendekreis und somit ihren Tiefststand
erreicht. Dann beginnt bei uns der Winter. Dieses Jahr findet die
Sommersonnenwende in Frankfurt am Main am 21.06. gegen 05:32 Uhr MESZ
statt. Dann beträgt die lichte Tageslänge in der Stadt 16 Stunden, 23
Minuten und 20 Sekunden, was dem Maximum an Tageshelligkeit auf
diesem Breitengrad entspricht. Der 22.06. hat rund 4 Sekunden weniger
Tageslicht, der 23. immerhin schon 16 Sekunden.

Der Juni stellt nicht nur den ersten Sommermonat dar, er hat auch
sogenannte Wetter-Singularitäten, also Wettererscheinungen, die zu
bestimmten Zeiten im Jahr auftreten können, aber nicht müssen. Eine
solche Singularität im Juni ist die Schafskälte. Sie tritt für
gewöhnlich zwischen dem 4. und 20. Juni auf. Der Name lässt sich auf
die Schafe zurückführen, die zu diesem Zeitpunkt meist schon
geschoren sind und durch die kühle Temperatur dann frieren müssen. In
diesem Juni gab es einen derartigen Temperatureinbruch noch nicht. Am
kommenden Wochenende geht die Temperatur vor allem in der Nordhälfte
Deutschlands zwar etwas zurück, aber richtig kalt wird es nicht. Und
zu Beginn der nächsten Woche wird es auch schon wieder sehr warm bis
heiß.

Eine weitere Singularität im Juni ist der Siebenschläfertag. Er wird
am 27.06. begangen und eine Bauernregel besagt: "So wie das Wetter an
Siebenschläfertag, es sieben Wochen bleiben mag." Der Tag ist also
ein "Lostag" für das Sommerwetter. Allerdings sollte man sich bei der
Sommerprognose nicht nur auf den einen Tag versteifen, sondern
vielmehr die Witterung über mehrere Tage von Ende Juni bis Anfang
Juli in Betracht ziehen. Immerhin haben etliche Kalenderreformen dazu
geführt, dass der Lostag in unserem Kalender eigentlich erst Anfang
Juli wäre.

Apropos Kalender: Im altrömischen Kalendarium war der Juni
ursprünglich der vierte Monat des Jahres. Überlieferungen zufolge ist
er nach der Himmelsgöttin Juno, der Gattin des Göttervaters Jupiter,
benannt. Sie galt als "jugendlich Blühende", sie war die Göttin der
Gestirne, außerdem Stifterin und Hüterin der Frauen, der Liebenden
und der Ehe. Ein altdeutscher Name für den Juni ist "Brachmond", da
in der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft in diesem Monat die
Bearbeitung der seit der Vorjahresernte liegen gebliebenen Brache
begann.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.06.2021

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