Thema des Tages

25-06-2021 07:20

Gewitterverschnaufpause

Nach tagelangen Unwetterquerelen beruhigt sich das Wetter am
Wochenende - aber nur vorübergehend.

Es ist zurzeit ein bisschen wie im Film "Täglich grüßt das
Murmeltier", nur, dass es nicht um ein possierliches Nagetier geht,
sondern um schwere Gewitter, die tagein, taugaus ähnliche Gebiete
über Süddeutschland mit erstaunlicher Präzision immer wieder
nachzeichnen. Doch nun scheinen wir diese schier nicht enden wollende
"Zeitschleife" durchbrochen zu haben. Zumindest für ein oder zwei
Tage treten die Unwetter in den Hintergrund und gönnen uns etwas
Ruhe.

Bedanken können wir uns bei Hoch AFRA, das sich heute noch in der
Embryonalphase befindlich als Hochkeil von Frankreich her nach
Südwestdeutschland schiebt. Doch schon am Samstag erwächst daraus
eine kleine aber feine, eigenständige Hochzelle AFRA über
Süddeutschland. Der (überregionalen) Unwetterlage wird dabei aus
zweierlei Gründen der Stecker gezogen: Zum einen kommt die über dem
Norden und Westen bereits wetterwirksame, etwas kühlere und stabilere
Luft mit westnordwestlicher Strömung langsam weiter nach Süden und
Osten voran, zum anderen geht dem Wind in den höheren Luftschichten
und damit auch der Windscherung (Änderung des Windes mit der Höhe)
als "Gewürz" für besonders langlebige und schwere Gewitter immer mehr
die Puste aus.

Dennoch, eine ganz gewitter- und unwetterfreie Zone wird Deutschland
nicht sein. Im Süden und Osten hält sich am heutigen Freitag
gebietsweise noch etwas energiereichere Luft, sodass im Tagesverlauf,
bevorzugt in einem Streifen von der Donau über Thüringen und Sachsen
bis nach Südbrandenburg, wieder vermehrt mit Schauern und Gewittern
zu rechnen ist. Das sind weniger die "Hagelmonster" oder riesigen,
blitzreichen "Stroboskopgewitter" als vielmehr kleinräumige
"Wasserbomben" - oder, um es weniger martialisch und bildhaft
auszudrücken: Einzelne, kurze Gewitter, die aufgrund langsamer
Verlagerung räumlich eng begrenzt heftigen Starkregen und
Überflutungsgefahr mit sich bringen.

Am Samstag dürfte die Gewittertätigkeit unter zunehmendem Einfluss
von Hoch AFRA noch etwas zurückgehen. Zwar dienen die durch den
Hochdruckeinfluss großräumig absinkenden Luftmassen als Hemmschuh für
die Bildung vertikal mächtiger Quellbewölkung. Dennoch dürfte es im
östlichen Mittelgebirgsraum sowie im Nordwesten, wo die Luft beginnt,
wieder feuchter zu werden, erneut für einzelne Schauer und Gewitter
mit Starkregenpotenzial reichen.

Am Sonntag verabschiedet sich Hoch AFRA bereits und der Luftdruck
fällt. Ein kleines Tief über Frankreich schaufelt von Südwesten
wieder schwülheiße Mittelmeerluft in den Süden und Südwesten, am
Montag dann auch in weitere Teile des Landes. Auch der Höhenwind und
damit auch die Windscherung ziehen auf der Vorderseite eines sich
über Westeuropa nähernden Höhentiefs wieder an. Damit steigt das
Gewitter- und Unwetterpotenzial von Südwesten her wieder deutlich an.
Spätestens zu Beginn der kommenden Woche droht dann wieder eine
überregionale Unwetterlage durch heftige Gewitter. Dann heißt es
wieder: "Täglich grüßt die Superzelle".

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2021

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst