Thema des Tages

03-07-2021 09:20

Die Hurrikansaison 2021: Prognosen und Ist-Zustand


Seit dem 1. Juni läuft sie offiziell wieder: Die Hurrikansaison. Den
aktuellen Stand und die Prognosen dazu lesen Sie im heutigen Thema
des Tages.


Offiziell läuft die alljährliche Hurrikansaison über dem Nordatlantik
vom 1. Juni bis 30. November. Vor ihrem Beginn erstellen diverse
nationale Wetterdienste und weitere wissenschaftliche Einrichtungen
stets Prognosen über ihren Verlauf. Prognostiziert wird dabei die
Anzahl benannter Stürme, wobei es dabei nicht nur um Hurrikane geht,
sondern um alle tropischen und subtropischen Stürme über dem
Nordatlantik.

Dabei definieren sich die Wirbelstürme über ihre mittlere
Windgeschwindigkeit (1-minütiger Mittelwind). Ab 62 km/h spricht man
von einem tropischen Sturm (bzw. je nach Entstehungsregion auch
subtropischen Sturm), ab 119 km/h von einem Hurrikan und ab 178 km/h
von einem schweren Hurrikan (engl.: major hurricane).
Durchschnittlich entwickelten sich zwischen 1991 und 2020 - also
innerhalb der aktuellen sogenannten Vergleichsperiode - pro Jahr 14
tropische Stürme, darunter 7 Hurrikane und 3 schwere Hurrikane.

Vergleichen wir diese Durchschnittswerte mal mit dem letzten Jahr,
dem Rekordjahr 2020. Mit 30 benannten Stürmen - so viel gab es noch
nie seit Beginn der Aufzeichnungen - entwickelten sich mehr als
doppelt so viele Stürme als im Mittel. Davon mauserten sich 14 Stück
zu Hurrikanen (Platz 2 nach 2005) und davon wiederum sieben zu
schweren Hurrikanen (wie 2005). Und auch für 2021 prognostizieren
Experten eine überdurchschnittliche Wirbelsturmaktivität auf dem
Nordatlantik. Das Klimaprognosezentrum der US-amerikanischen NOAA
(National Oceanic and Atmospheric Administration) sieht für dieses
Szenario eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit. Einer
durchschnittlichen Saison räumt es dagegen nur eine 30-prozentige und
für eine unterdurchschnittliche sogar nur eine 10-prozentige Chance
ein.

Den Grund dafür sieht das Klimaprognosezentrum darin, dass sich die
sog. El Nino Southern Oscillation (kurz: ENSO; siehe
https://t1p.de/2djh ) derzeit in einer neutralen Phase befindet und
im Verlauf der Sturmsaison sich möglicherweise sogar ein La Nina
Ereignis einstellt. Dabei handelt es sich kurz gesagt um ein
großräumiges Zirkulationsmuster über dem Pazifik, das in dieser Form
förderlich für eine rege Sturmtätigkeit über dem Nordatlantik ist.
Dazu werden eine überdurchschnittlich hohe
Wasseroberflächentemperatur des tropischen Nordatlantiks und der
Karibischen See, schwache Passatwinde und ein verstärkter
westafrikanischer Monsun prognostiziert - alles Faktoren, die die
Entwicklung von tropischen Wirbelstürmen begünstigen.

In absolute Zahlen umgemünzt geht das Klimaprognosezentrum dieses
Jahr von 13 bis 20 benannten Stürmen aus, wovon 6 bis 10 zu
Hurrikanen und davon wiederum 3 bis 5 zu schweren Hurrikanen
heranreifen sollen. Und damit sind sie nicht alleine, sondern
gliedern sich in die Vorhersagen anderer Einrichtungen problemlos ein
(siehe Tabelle unter https://t1p.de/9yhw ).

Tatsächlich waren dieses Jahr bisher vier benannte tropische Stürme
unterwegs (Ana, Bill, Claudette und Danny) und der fünfte (Elsa), der
derzeit über der Karibik wütet, stellt bereits einen neuen Rekord
auf: Elsa ist der früheste fünftbenannte Sturm seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen. Bleibt zu hoffen, dass so viele Stürme wie
möglich über Wasser bleiben, fernab von bewohnten Gebieten.


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.07.2021

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