Thema des Tages

22-07-2021 08:20

Wetterfühligkeit


Wer kennt es nicht? Kaum schwenkt das Wetter um, schon klagt man
selbst oder jemand im näheren Umfeld über Kopfschmerzen oder ähnliche
Beschwerden. Wetterfühligkeit ist das Stichwort. Doch was hat es
damit eigentlich auf sich?


Unter Wetterfühligkeit versteht man im Allgemeinen die wetterbedingte
Veränderung des körperlichen und seelischen Allgemeinbefindens. Die
Beschäftigung mit ihr reicht weit zurück. Bereits der griechische
Arzt Hippokrates (460-370 v. Chr.) wusste seinerzeit davon zu
berichten.

Werfen wir mal einen Blick in unseren Körper. Damit unsere Organe
optimal funktionieren können, sollte das Innere unseres Körpers
konstant eine Temperatur von 37 Grad aufweisen. Kommt es nun
beispielsweise zu einem Wetterumschwung, der mit einer
Temperaturänderung einhergeht, reagiert der Körper entsprechend auf
diese Änderung. Dies geschieht durch die Regulation des vegetativen
Nervensystems, was wiederum Auswirkungen auf den Hormonhaushalt hat.


Nun gibt es Menschen, die von dieser körpereigenen Anpassung
überhaupt nichts mitbekommen, aber auch andere, an denen das Ganze
nicht einfach so spurlos vorübergeht. Zu welcher Personengruppe man
gehört, ist von zwei Dingen abhängig: zum einen von der
Anpassungsfähigkeit des eigenen Organismus und zum anderen von der
Intensität des Wettereinflusses (je stärker die Wetteränderung, desto
größer die Auswirkungen auf die Gesundheit). Wetterfühlige Menschen
besitzen ein sehr empfindliches Nervensystem, dessen Reizschwelle bei
Luftdruck- und/oder Temperaturänderungen schnell überschritten wird.


Diverse Studien zu diesem Thema ergaben, dass vor allem kurzfristige
Wetteränderungen wie zum Beispiel die mit der Passage von
Tiefdruckausläufern verbundenen Luftmassenwechsel bei Wetterfühligen
für Beschwerden sorgen. Dagegen ist im Bereich eines
Hochdruckzentrums die geringste negative Beeinflussung der
menschlichen Gesundheit zu finden, sofern gleichzeitig keine
thermische oder lufthygienische Belastung vorliegt (Bucher, 1993).

In einer Studie zum Thema Wetterfühligkeit, die vom Deutschen
Wetterdienst im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde,
gaben von 1623 Befragten 50 % an, dass das Wetter einen Einfluss auf
ihre Gesundheit habe. Die häufigsten Symptome waren dabei
Kopfschmerzen und Migräne (59 %), Müdigkeit (55 %), Abgeschlagenheit
(49 %), Gelenkschmerzen (42 %) und Schlafstörungen (40 %). 29 % der
Wetterfühligen waren im Jahr vor der Befragung mindestens einmal
nicht in der Lage, ihrer normalen Tätigkeit nachzugehen.

Der Deutsche Wetterdienst erstellt täglich für die erste und zweite
Tageshälfte des aktuellen sowie der zwei Folgetage Gefahrenindizes
für die Wetterfühligkeit in Deutschland (https://t1p.de/jz6p). Dabei
wird die gesundheitliche Bedeutung der aktuellen Wetterlage für
Wetterfühlige graphisch dargestellt und zwischen allgemeinen
Befindensbeeinträchtigungen, asthmatischen Erkrankungen,
Herz-Kreislauf-Beschwerden und rheumatischen Beschwerden
unterschieden. Und wie sehen die Prognosen für den heutigen
Donnerstag aus? Durch die Bank gibt es, wenn überhaupt, nur ein
geringes Gefährdungspotenzial. Danke, Hoch DANA!


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.07.2021

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