Thema des Tages

23-07-2021 09:50

Gewitter im Anmarsch

Tief DIRK schieb von Südwesten gewitterträchtige Luftmassen nach
Deutschland. Was dies bedeutet, insbesondere für die
Katastrophengebiete im Westen, damit beschäftigt sich heute das Thema
des Tages.

Für den heutigen Freitag ist noch Hochdruckeinfluss angesagt. Hoch
DANA, aktuell mit ihrem Zentrum über der nördlichen Nordsee und dem
südlichen Nordmeer positioniert, sorgt verbreitet für sonniges
Wetter. Verbreitet, aber nicht überall. Denn ausgerechnet über dem
Norden, der DANA ja am nächsten ist, zeigen sich gebietsweise dichte
Wolken. Der Grund? DANA schiebt von der Nordsee her flache, tiefe
Stratuswolken (also Schichtwolken) ins Land. Und folglich wird man
zwischen Emden und Nordhorn im Westen sowie Sassnitz und Heringsdorf
im Osten wohl noch etwas auf Sonne warten müssen. In der Mitte und im
Süden zeigt sich der heutige Freitag dagegen schon jetzt oft gering
bewölkt oder sogar wolkenlos, allein über die östlichen und zentralen
Mittelgebirge ziehen ein paar Quellwolken hinweg.

Dass sich zum Wochenende die Wetterlage umstellt, ist auch hier im
Thema des Tages schon angesprochen worden. Dabei wird der Blick auf
die anstehenden Ereignisse von Modelllauf zu Modelllauf klarer. Für
die Wetterumstellung zeichnet Tief DIRK verantwortlich. DIRK liegt
zurzeit über Südfrankreich, Nordspanien, der Biskaya und dem
angrenzenden Nordatlantik und kommt in den kommenden Stunden und
Tagen mit feuchter Subtropikluft nach Nordosten voran.

Bei genauem Hinsehen sind dabei zwei Schwerpunkte auszumachen. Der
Erste soll schon am morgigen Vormittag im äußersten Südwesten
schauerartig verstärkten und gewittrigen Regen bringen. Die Gewitter
ziehen dabei im Tagesverlauf über Rheinland-Pfalz, Hessen und
Nordrhein-Westfalen hinweg bis nach Niedersachsen. Der zweite
Schwerpunkt macht sich dann am Nachmittag und Abend sowie in der
Nacht zum Sonntag bemerkbar. Dann ziehen aus der Schweiz und
Ostfrankreich kommend schwere Gewitter über das südliche
Baden-Württemberg hinweg nach Bayern. In der Gesamtschau ergibt dies
für die Gewitterwahrscheinlichkeit am Samstag und bis in die Nacht
zum Sonntag eine Südwest-Nordost-Teilung in Deutschland. Über der
Südwesthälfte ist die Gewitterwahrscheinlichkeit sehr hoch, über dem
Nordosten dagegen gering. Dies kann auch dem linken Teil der
beigefügten Abbildung entnommen werden
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/7/23.html).

Die roten Farben signalisieren - auch in den Katastrophengebieten im
Westen - eine hohe Gewitterwahrscheinlichkeit. ABER: Hierbei ist zu
betonen, dass diese Aussage keinerlei Information zur Intensität der
Gewitter liefert! Es ist vielmehr so, dass wir die heftigsten
Entwicklungen am Abend und in die Nacht hinein über dem Süden
erwarten.

Richtig ist aber auch: Selbst im Westen sind Unwetter nicht
ausgeschlossen. Die Luftmasse bringt so viel Feuchte mit, dass
Regenmengen zwischen 25 und 40 l/m² in kurzer Zeit, was unseren
Unwetterkriterien entspricht, durchaus im Bereich des Möglichen
liegen. Solche Mengen werden aber allenfalls räumlich sehr eng
begrenzt auftreten. Und ein Blick in unser hochauflösendes Modell
ICON-D2 zeigt auch: sie sind recht unwahrscheinlich. In den
Katastrophengebieten liegen die Wahrscheinlichkeiten für mehr als 15
l/m² in einer Stunde bei maximal 20%, die Wahrscheinlichkeit für mehr
als 25 l/m² bei maximal 10%. Darüber hinaus gilt: Eine präzise
regionale/lokale Vorhersage über das Auftreten der Gewitter ist jetzt
noch nicht möglich. Diesbezüglich sehen wir erst am morgigen Samstag
im Laufe des Tages klarer.

Am Sonntag verteilen sich die Gewitter gleichmäßiger übers Land. Dann
steigt auch im Nordosten die Gewitterwahrscheinlichkeit an, im Süden
und Westen bleibt sie hoch, wenngleich nicht so hoch wie am morgigen
Samstag.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2021

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