Thema des Tages

24-07-2021 09:20

Dauerregen kontra Starkregen oder doch gemeinsame Sache?

Die unterschiedlichen Regenarten im Vergleich. Dauerregen und
Starkregen oder doch eine Kombi? Die Auswirkungen könnten
unterschiedlicher nicht sein! Wir klären auf!

Wenn ein unbeständiger und regenreicher Witterungsabschnitt ansteht,
werden im Zusammenhang mit den aufkommenden Niederschlägen häufig
verschiedene Begriffe verwendet. Besonders im Fokus durch die
heftigen Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit sind der DAUER- und
der STARKREGEN.

Der DAUERREGEN wird häufig auch als Landregen bezeichnet und
beschreibt ein länger andauerndes Niederschlagsereignis mit
überwiegend gleichmäßigen Regenraten im unteren einstelligen Bereich
pro Stunde (bis 5 l/m²). Der typische Dauer- oder Landregen tritt in
den mittleren Breiten häufig in Zusammenhang mit einer
Warmfrontpassage oder bei Aufsteigen an den Bergen auf und betrifft
somit meist größere Gebiete. Bei der Warmfront schiebt sich die warme
Luft über die bodennahe kalte Luft, bei der Anströmung gegen ein
orografisches Hindernis bleibt der Luft nur der Weg nach oben, um
dieses hinter sich zu lassen. In beiden Fällen kühlt sich die Luft
beim Aufsteigen stetig ab. Da warme Luft über einen größeren
Feuchtegehalt verfügt bzw. verfügen kann, kommt es beim Aufsteigen
von Luft bei gleichzeitiger Abkühlung irgendwann zur
Feuchtesättigung, sodass Kondensation einsetzt. Die Folge ist in
diesem Fall die überwiegende Bildung von Schichtwolken. Die typischen
Wolkenformen sind in diesem Zusammenhang der Nimbostratus und der
Altostratus opacus.

Der DWD warnt deswegen vor Dauerregen in 3 Stufen (wenn
voraussichtlich folgende Schwellenwerte überschritten werden):

- Regenmengen 25 bis 40 l/m² in 12 Stunden oder 30 bis 50 l/m² in 24
Stunden oder 40 bis 60 l/m² in 48 Stunden (Warnung Stufe 2)
- Regenmengen 40 bis 70 l/m² in 12 Stunden oder 50 bis 80 l/m² in 24
Stunden oder 60 bis 90 l/m² in 48 Stunden (Warnung Stufe 3)
- Regenmengen über 70 l/m² in 12 Stunden oder über 80 l/m² in 24
Stunden oder über 90 l/m² in 48 Stunden (Warnung Stufe 4)

Von STARKREGEN spricht man bei großen Niederschlagsmengen in kurzen
Zeitskalen in einem kleineren Gebiet. Dieser ist über seine
Intensität und Dauer definiert. In den gemäßigten Breiten, also auch
in Deutschland, kann ein Starkregenereignis wenige Minuten bis hin zu
mehreren Stunden andauern. Das wesentliche Merkmal des Starkregens
ist die hohe Niederschlagsintensität (mehr als 5 l/m² in kurzer
Zeit). Um derart hohe Regenraten zu generieren, müssen die Tropfen in
den Wolken eine ausgeprägte Wachstumsphase durchlaufen. Entsprechend
tritt diese Niederschlagsart bei einer konvektiven Bewölkung wie
einem mächtigen Cumulus congestus oder der typischen Gewitterwolke,
dem Cumulonimbus auf. Auch bei der Entstehung von sogenanntem
konvektiven Niederschlag spielt die Dichte von warmer und kalter Luft
die entscheidende Rolle. Kann sich z.B. in höheren Luftschichten
kalte Luft über warme Luft schieben, möchte diese zum Boden sinken
und die warme Luft nach oben steigen. Das gleiche Prinzip gilt auch,
wenn die Sonne im Sommer die bodennahe Luft stark aufheizt, sodass
diese ebenfalls aufsteigen möchte und sich im Nachgang abkühlt. Auch
dynamische Prozesse in höheren Luftschichten können derartiges
Aufsteigen auslösen. In allen dieser Fälle setzt innerhalb einer
entstehenden Wolke eine Art "Pater Noster" ein, warme Luft steigt
auf, kalte sinkt nach unten. Je stärker die Umwälzungen sind, desto
größer die vertikale Ausdehnung der Wolke und umso größer auch die
Tropfen. Grundsätzlich kann der Starkregen aufgrund der hohen
Regenrate lokal schnell zu ansteigenden Wasserständen und (bzw. oder)
zu Überschwemmungen führen.

Der DWD warnt deswegen vor Starkregen in 3 Stufen (wenn
voraussichtlich folgende Schwellenwerte überschritten werden):

- Regenmengen 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6
Stunden (Warnung Stufe 2)
- Regenmengen 25 bis 40 l/m² in 1 Stunde oder 35 l/m² bis 60 l/m² in
6 Stunden (Warnung Stufe 3)
- Regenmengen über 40 l/m² in 1 Stunde oder über 60 l/m² in 6 Stunden
(Warnung Stufe 4)

Besonders kritisch können Wettersituationen werden, wenn der
DAUERREGEN und der STARKREGEN kombiniert auftreten, wie es bei dem
extremen Unwetterereignis in Westdeutschland durch Tief BERND der
Fall war. Bei einer solchen Konstellation werden unterschiedliche
Prozesse in den verschiedenen Höhenschichten der Troposphäre
beobachtet, die miteinander interagieren. Die beschriebenen
Aufgleitniederschläge treffen dabei zeitweise mit konvektiven
Bedingungen zusammen. Dann sind über mehrere Stunden hohe Regenraten
von 10 bis 25, teils bis 40 l/m² möglich. Sollte auch noch ein
kräftiges Gewitter mitmischen, sind kurzzeitig auch Stundensummen
zwischen 50 und 75 l/m² nicht ausgeschlossen. Häufig sind bei
derartigen Ereignissen auch größere Gebiete betroffen, sodass die
Niederschlagsmengen nicht nur Bäche, sondern auch kleinere und
mittlere Flüsse nachhaltig anschwellen lassen. Über einen längeren
Zeitraum von 24 bis 48 Stunden sind nachfolgend Regenmengen von 50
bis 100, teilweise auch bis 150 l/m² zu erwarten. Ereignisse mit
Regensummen bis 200 l/m²/48h sowie den Hauptniederschlägen von 100
l/m² in kürzeren Zeitintervallen wie zuletzt sind bisher aber noch
die Ausnahme. Bei Warnungen von solchen Ereignissen sollten zwingend
die Begleittexte beachtet werden, die das Ereignis im Detail
beschreiben und auf potentielle Risiken hinweisen!

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.07.2021

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