Thema des Tages

31-07-2021 09:50

Den Überblick behalten im Unwetterjahr 2021

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Sie möchten wissen, wo es an einem bestimmten Tag zu Unwettern
gekommen ist? Dann lohnt ein Blick in die europäische
Unwetterdatenbank, die im heutigen Tagesthema vorgestellt wird.

Nachdem sich das Jahr 2020 in Sachen Unwetter eher etwas
zurückgehalten hat, wird in diesem Jahr in Europa und Deutschland
wirklich einiges aufgeboten. Dabei stechen bisher natürlich vor allem
die Hochwasserkatstrophe in Deutschland und Belgien sowie der Tornado
in Hodonin (Tschechien) heraus. Aber auch im Alpenvorland gibt es
beinahe täglich Unwetter, wahlweise mit großem Hagel, schweren
Sturmböen oder heftigem Starkregen.

Dies war nur eine kleine Auswahl. Bei dieser großen Anzahl an
Unwetterereignissen in diesem Sommer kann man schnell den Überblick
verlieren. Es gibt aber eine Möglichkeit sich für jeden Tag einen
Überblick zu verschaffen, wo es zu Unwettern in Europa gekommen ist.
Als Basis dafür dient die sogenannte europäische Unwetterdatenbank
(European Severe Weather Database - ESWD).

Die ESWD wird betrieben vom ESSL, dem European Severe Storm
Laboratory (auf Deutsch: Europäisches Unwetterlabor). Diese
Organisation wurde 2006 zu einem eingetragenen Verein mit Sitz in
Wessling bei München. Ihr Ziel ist eine europäische Zusammenarbeit
auf dem Gebiet der Unwetterforschung, um die Gesellschaft in Europa
besser auf die Auswirkungen von sommerlichen Unwettern vorzubereiten.
Dafür wird zum einen wissenschaftliche Forschung betrieben und zum
anderen werden zahlreiche Fortbildungskurse für
Vorhersagemeteorologen auf dem Gebiet der Gewitter- und
Unwettervorhersage angeboten. Zudem organisiert das ESSL alle zwei
Jahre eine internationale Konferenz zum Austausch über den aktuellen
Stand der Forschung.

Die Europäische Unwetterdatenbank ist ein wichtiger Baustein der
Arbeit des ESSL. Sie wird dort von mehreren Personen betreut und lebt
auch von der Beteiligung vieler engagierter Menschen in den
verschiedenen Ländern. In der Datenbank werden Meldungen aus ganz
Europa in verschiedenen Kategorien zusammengetragen. Das können
schadensbringender Starkregen, großer Hagel (ab 2 cm), Wind (ab 90
km/h) oder auch Tornados sein. Auch Blitze, die zu Bränden oder
Personenschäden geführt haben, fließen dort mit ein.

Die Meldungen stammen aus Archiven, Zeitungen, von Onlinemedien oder
kommen aus den sozialen Kanälen wie Twitter und Facebook. Daneben
fließen Meldungen von den staatlichen Wetterdiensten ein, wie zum
Beispiel auch geprüfte Zumeldungen aus unserer WarnwetterApp.

Der Nutzer kann die Einträge schließlich nach dem zeitlichen
Auftreten, der Art des Unwetterereignisses und der betroffenen Region
filtern. In einer Liste gibt es dann genaue Beschreibungen zu jedem
Ereignis. Gegen eine Jahresgebühr kann man die Daten auch für den
persönlichen Gebrauch anfordern und eigene Auswertungen anstellen.

Die erfassten Daten finden vor allem Eingang in die
Unwetterforschung. Sie werden aber auch von Versicherungsunternehmen
genutzt, dienen der Evaluierung verschiedener Vorhersageprodukte oder
bilden die Basis für klimatologische Untersuchungen zur Entwicklung
von Unwetterereignissen.

Die Unwetterdatenbank eignet sich aber auch einfach zum Stöbern.
Durch die Arbeit mit alten Zeitungsarchiven und anderen historischen
Daten konnten auch viele Ereignisse aus früheren Zeiten rekonstruiert
werden. So kann man beispielsweise herausfinden, dass am 29.06.1764
zur Mittagszeit ein Tornado der stärksten Kategorie F5 durch Woldegk
in Mecklenburg-Vorpommern gezogen ist (siehe auch Grafik), oder dass
der DWD am 02.09.2000 in den Abendstunden die erste offizielle
Tornadowarnung im südlichen Sachsen-Anhalt ausgegeben hatte. Die
älteste deutsche Tornadomeldung in der Datenbank stammt übrigens vom
1.Juli 689 aus dem Stammherzogtum Sachsen.

Das ist nur ein kleiner Einblick. Schauen Sie doch auch mal in die
Datenbank und suchen nach Hagel, Wind oder Starkregenereignissen aus
der jüngsten oder frühen Vergangenheit. Gerne können Sie sich auch
selbst beteiligen und Unwetterereignisse zumelden, welche die
Kriterien erfüllen.



Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.07.2021

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