Thema des Tages

08-08-2021 09:20

Der Siebenschläfer 2021: Eine Abrechnung.


Bauernregeln waren früher das A und O für Landwirte, wenn es um die
Vorhersage des Wetters ging. Zu den bekanntesten zählt dabei die
Siebenschläferregel. Wie sie sich dieses Jahr nach genau sechs Wochen
bewährt hat, lesen Sie im heutigen Thema des Tages.


Die Technik macht's möglich: Dank des Internets kann man von und für
nahezu jeden Ort der Welt jederzeit eine Wettervorhersage einholen
(zumindest, wenn die Verbindung mitspielt?). Auch sonst wird man
durch Rundfunk und Zeitungen wettertechnisch immer auf dem Laufenden
gehalten. Daran war früher natürlich nicht zu denken. Da die Menschen
und insbesondere die Landwirtschaft damals wohl mindestens genauso
vom Wetter abhängig waren wie heute, wurde versucht, mit gezielten
und zum Teil langjährigen Beobachtungen den weiteren Ablauf des
Wettergeschehens vorherzusagen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse
wurden schließlich oftmals sogar in Reimform niedergeschrieben und
sind uns heutzutage als sogenannte "Bauernregeln" bekannt.

Auch wenn ihr Eintreten bei wortwörtlicher Betrachtung meist sehr
stark mit dem Begriff "Zufall" in Verbindung steht, besitzen einige
davon doch einen wahren Kern. Das gilt vor allem, wenn man die Regeln
etwas freier deutet. Nehmen wir uns zum Beispiel mal die
Siebenschläferregelung vor: "Das Wetter am Siebenschläfertag noch
sieben Wochen bleiben mag.". Sechs Wochen sind mit dem heutigen
Sonntag seit dem 27.06.2021 bereits vorbei. Hat die Regel bis dato
Recht behalten?

Legen wir einfach mal jedes Wort dieser Regel auf die Goldwaage und
schauen uns den diesjährigen Siebenschläfertag mal genauer an.
Sommerlich warm war es! Verbreitet konnten die Wetterstationen
Höchsttemperaturwerte zwischen 25 und 30 Grad vermelden. Einzig im
Umfeld der Küsten, auf den Bergen und von der Eifel bis zum Hunsrück
reichte es nicht für einen Sommertag (also für mindestens 25 Grad).
Dazu gab es vielfach 10 bis 15 Sonnenstunden, im Westen und Südwesten
trübten ab dem Nachmittag allerdings Schauer- und Gewitterwolken das
Himmelsbild. Im Norden sowie in weiten Teilen der Osthälfte blieb es
dagegen trocken.

Und so soll es auch die vergangenen sechs Wochen gewesen sein?
Sicherlich nicht! Schauer und Gewitter prägten nicht nur die Zeit
seit dem Siebenschläfertag, sondern eigentlich den gesamten
(meteorologischen) Sommer. Die Regel mag dann also für den Westen und
Südwesten gepasst haben, gegen eine wochenlange Trockenheit im großen
Rest Deutschlands spricht dann aber doch einiges, z.B. die knapp 200
l/m² in der Uckermark am 30.06. Temperaturtechnisch blieb die große
Hitze bisher zwar weitgehend aus, das Niveau vom 27.06. wurde aber
auch eher nur noch sporadisch und wenn, dann keinesfalls über einen
längeren Zeitraum erreicht.

Alles in allem war das dann doch eher nichts mit der
Siebenschläferregel in diesem Jahr, sofern man sie wortwörtlich
nimmt. Sieht man die Regel allerdings ein bisschen lockerer und nimmt
als Basis den Wettercharakter zwischen Ende Juni und Anfang Juli, hat
das dieses Jahr bisher dann doch recht gut gepasst. 2021 gliedert
sich damit auch gut in die Statistik ein, nach der in etwa 60 bis 70
% der Fälle der Wettercharakter um den Monatswechsel Juni/Juli herum
auch der vorherrschende der nächsten drei bis vier Wochen ist.

Es macht also zusammengefasst wenig Sinn, das Wetter der nächsten
Wochen an einem bestimmten Tag festzumachen. Mit hundertprozentiger
Sicherheit lässt sich wohl nur sagen: "Fliegt der Bauer übers Dach,
ist der Wind weiß Gott nicht schwach".


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.08.2021

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